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FOLGE 4 - CAMPUS INSIGHTS MV - STUDIEREN MIT MEERWERT.

Justus:
Also der Gefäßchirurg ist ja der Klempner - wir arbeiten am Gefäßsystem, am Rohrsystem. Wenn es verstopft ist oder bricht, dann muss man es ersetzen.

Laura:
Wir wurden jetzt ausgezeichnet mit dem Preis für Lehre der Universität Rostock.

Justus:
Das heißt, wir sind so ein bisschen die Nerds.

Toni: Herzlich willkommen zum Podcast Campus Insights MV Studieren mit Meerwert.

Lena: Euch begrüßen hier wieder Toni und Lena heute zu Folge 4, in der wir über das Lehrprojekt ICARos der Universitätsmedizin Rostock sprechen werden.

Toni: Und damit ihr jetzt richtig reinkommt, haben wir mal ein paar Fakten dazu mitgebracht.

Lena: Ja, hier kommt ein kurzer Steckbrief. Die Universitätsmedizin Rostock gehört zur Universität Rostock, die schon 1419 gegründet wurde. Damit ist sie die älteste Universität Nordeuropas. Die Uni Rostock besaß von Anfang an eine medizinische Fakultät, an der seitdem sehr viele berühmte Mediziner und Medizinerinnen tätig waren und es noch sind. Heute ist die Universitätsmedizin auch Maximalversorger für die Region. Das heißt, sie bietet eine Vielzahl an Therapien und Behandlungen an. Und sie ist auch in Wissenschaft und Lehre sehr aktiv und national sowie international erfolgreich. An der Uni Rostock im Bereich Medizin könnt ihr aus verschiedenen Studiengängen wählen und dazu gehören zum Beispiel Humanmedizin, Zahnmedizin, medizinische Biotechnologie, Intensivpflege und die Hebammenwissenschaft. Zur Universitätsmedizin gehören mehrere Kliniken, Zentren und Institute. Aber wenn ich die jetzt alle aufzählen würde, dann wäre die Folge auch schon voll. Von daher schaut doch gerne später auf der Seite der Universitätsmedizin Rostock vorbei. Den Link findet ihr natürlich in den Shownotes.

Toni: So viel zur Theorie. Wir sprechen heute aber viel mehr über die Praxis und genauer gesagt über das Lehrprojekt ICARos, das Institut für Anatomie und der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Rostock.

Lena: Und wir freuen uns heute sehr, dass laut Laura Hippe und Dr. Justus Groß von der Universitätsmedizin Rostock zu Gast bei uns im Podcast sind. Herzlich willkommen an euch beide.

Laura: Danke schön. 

Justus: Danke schön. Guten Morgen. 

Toni: Wir freuen uns, dass ihr da seid. 

Lena: Ja, guten Morgen. Es ist noch früh. Wir nehmen heute früh auf. Aber wie bei jedem Gast, der bei uns in den Podcast kommt, machen wir immer eine kurze Vorstellungsrunde. Und wir schauen vorher immer mal so ein bisschen, was das Internet über euch weiß. Und Laura, wir starten mal mit dir. Du bist die Leiterin der Klinischen Anatomie und du wurdest in Leipzig geboren. Du bist in Bonn und Berlin aufgewachsen. Du stehst auf englische Krimis und du malst in deiner Freizeit.

Toni: Gibt's da noch was zu ergänzen?

Laura: Ach, eine Menge. Justus guckt gerade ganz entsetzt, dass ich in Leipzig geboren bin. Ja, es gibt eine Menge wahrscheinlich zu ergänzen. Vor allem, dass ich im Institut für Anatomie hier in Rostock angestellt bin und da eben die Klinische Anatomie bzw. die Prosektur leite. Ja.

Justus: Sie spielt auch Klavier.

Laura: Nein, tut sie nicht. 

Justus: Tut sie doch. 

Laura: Nur den Flohwalzer.

Laura: Nur Brams kannst du nicht greifen, weil du so kurze Hände hast.

Laura: Gut, können wir jetzt über Justus reden?

Lena: Klar, können wir. Da haben wir auch ein bisschen recherchiert. Justus, du bist Facharzt für Allgemein-und Gefäßchirurgie und du bist Leiter des Bereichs Gefäßchirurgie an der Uniklinik Rostock. Du bist zu Hause im Norden, hast aber in Main studiert und Stationen waren dann die Schweiz, Segeberg, Kiel und jetzt Rostock.

Toni: Und das Internet sagt, du warst der erste in Deutschland, der Operationen in Assistenz eines Roboters durchgeführt hat. Haben wir noch was vergessen?

Justus: Ja, wahrscheinlich auch wieder eine Menge. Aber ja, im Prinzip stimmt das. Ich bin jetzt seit dreieinhalb Jahren bin ich hier in Rostock angekommen. War die letzten 15 Jahre war ich in Kiel gewesen, da schwerpunktmäßig in der Herz- und Gefäßchirurgie. Habe da entsprechend den Laden dann geleitet. Dann über einen Umweg, über Bad Segeberg, bin ich dann hier nach Rostock gekommen, weil man ja, weil sich hier einfach mehr Möglichkeiten boten, gewisse Dinge medizinisch durchzusetzen, zum Beispiel die Robotik. Ja stimmt, ich war der Erste in Deutschland, der Roboter oder Roboter assistiert, nennt sich das, Gefäße operiert hat. Ich liebe experimentelle Chirurgie. Also ich liebe es, Sachen zu erforschen, zu ergründen, zu probieren, ob was klappt. Und da auch anknüpfend kann man dann schon fast unser ICARos Projekt nennen. Also das geht ja auch in die Richtung, einfach mal probieren, ob man mit einem Projekt irgendwas nicht erreichen kann, sondern in dem Falle jetzt Lehre gut darstellen kann.

Laura: Und er fährt leidenschaftlich gern Motocross.

Justus: Das nächste Jahr werde ich eingruppiert in S50 Veteran. Das hat mich gestern Abend auch ziemlich... Ansonsten geht es noch.

Lena: Und wie lange arbeitet ihr beiden eigentlich schon zusammen?

Laura: Seit 2021. Also, ich bin im Institut für Anatomie seit 2015. War dann mal zwischenzeitlich in Elternzeit für anderthalb Jahre. Und dann kam ich 2021 wieder ins Institut und wurde dann von meinem Chef auch relativ schnell darüber informiert, dass sich ein Herr Dr. Groß aus der Chirurgie gemeldet hat und gerne an unseren Körperspenden operieren wollen würde. Und das war dann tatsächlich, glaube ich, mein dritter oder vierter Arbeitstag, an dem wir uns dann kennengelernt haben. Und seitdem arbeiten wir zusammen.

Justus: Von meiner Warte aus ging das so, ich habe aus Kiel gewisse sehr spezielle Operationen mitgenommen - ein thorakoabdomineller Aortenersatz. Das muss man sich vorstellen, also der Gefäßchirurg ist ja der Klempner - wir arbeiten am Gefäßsystem, am Rohrsystem. Wenn es verstopft ist oder bricht, dann muss man es ersetzen. Und das ist im Prinzip die komplette Entnahme und der Ersatz der Aorta, also im Brustbereich als auch im Bauchbereich. Das sind eigentlich die längsten OPs, die es mitunter gibt. Also zehn Stunden plus. Man braucht ungefähr 14 Leute im OP mit Herz-Lungen-Maschinen. Und die Operationen, die haben wir oft in Kiel durchgeführt und das gab es hier noch nicht. Okay, und jetzt kommt man als der neue Chef, kommt man jetzt von Kiel nach Rostock, hat dann die Truppe unter sich, möchte diese Operation etablieren. Was macht man also? Man muss es üben. Und da liegt natürlich nichts näher, als dann auf Körperspenden zurückzugreifen. Und ja, da kam dann so der Funke, weil ich kenne es aus Kieler Zeiten, es war extrem schwierig an Körperspenden zu arbeiten und zu probieren. Und dann habe ich Laura getroffen und die war eigentlich hellauf begeistert. Und was mich wiederum gewundert hat, weil in der Regel werde ich dann mit meinen Ideen ja anders konfrontiert. Von wegen, warum denn das schon wieder? Und dann haben wir letztendlich diese Operationen, haben wir an sechs Körperspenden durchgeführt. Also es gibt verschiedene Zugangswege und OP Modalitäten, Präparationswege. Ich habe mir mein OP-Team quasi angezüchtet und da hatten wir unter anderem eine PJlerin, die immer assistiert hat und die hat auch bei uns angefangen später. Und die sagte Mensch, so was müsste es mal für PJler geben, also die Studenten im praktischen Jahr. Und da ist letztendlich dann die Idee entsprungen, jetzt aus dem rein professionellen Ärztlichen, aus der Weiterbildung auch in die Lehre zu gehen. Und Trigger war halt eben, dass wir wirklich ein sehr gutes Klima haben. Also wir verstehen uns da alle sehr gut. Es wird viel gelacht, wird aber auch gut gearbeitet und es macht unheimlich Spaß. Das ist letztendlich für uns auch die treibende Kraft.

Lena: Das ist auch eine super Überleitung für uns jetzt. Und zwar ist es ja auch so, Toni und ich, schon mal auch als kleine Vorwarnung, wir sind überhaupt keine Medizinstudenten. Und so Sachen, über die ihr so gesprochen habt und so den OP Saal, das kennen wir halt höchstens aus Greys Anatomy oder von irgendwelchen anderen Serien. Deswegen, wie ist das in der Universitätsmedizin zu arbeiten? Ihr habt schon gesagt, das macht sehr viel Spaß. Ihr habt ein super gutes Verhältnis mit den Kollegen und Kolleginnen. Könnt ihr noch mal ein bisschen darüber erzählen, wie es sonst so ist, da zu arbeiten?

Laura: Also grundsätzlich, das Medizinstudium teilt sich ja auf in zwei Teile. Einmal den vorklinischen Teil und zudem gehört eben die Anatomie, Physiologie, Biochemie unter anderem. Die Vorklinik legt sozusagen den Grundstein für die klinische Zeit an, also in der ärztlichen Ausbildung. Und ich kann eigentlich nur erzählen, wie es quasi in der Vorklinik ist, also im Institut für Anatomie ganz speziell. Wir haben sehr viel eben mit der Lehre zu tun. Primär erleben unsere Studierenden im zweiten Semester, also noch sehr am Anfang des Studiums, wo auch ganz viele vielleicht auch noch so ein paar Illusionen haben, kommen in den Präp-Kurs, der im zweiten Semester stattfindet und haben ihre ganz, ganz bewussten, ganz konkreten Vorstellungen, was sie eines Tages werden wollen. Die meisten wollen in die Chirurgie gehen und dann nach einer gewissen Zeit revidieren sie das dann aber auch. Dann möchten sie vielleicht doch nicht mehr in die Chirurgie gehen. Also da ist noch ganz viel im Wandel und da bewegt sich auch noch ganz viel bei den Studierenden. Und das ist sicherlich eine spannende Zeit, weil man zum ersten Mal auch mit dem Studium konfrontiert wird. Also für viele, die eben vorher noch nicht studiert haben, ist das halt einfach eine spannende Zeit, sich da auch erst mal rein zu finden. Wie läuft es an der Uni, wenn man vorher an der Schule war. Und dann eben Stundenpläne, die man sicherlich auch im Studium hat. Aber es läuft eben doch irgendwie anders. Und bei uns im speziellen Fall ist es natürlich auch so, dass die Studierenden im Präpkurs dann zum Teil zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem Tod konfrontiert werden. Wenn sie da an Körperspenden dann die Anatomie wirklich erfahren und begreifen, im wahrsten Sinne des Wortes. Also ja, das ist schon eine sehr spannende und aufgeladene Atmosphäre mitunter und auch eine sehr konzentrierte Stimmung. Gerade so ein Präpkurs. Ich denke, Justus kann am ehesten was über die Klinik erzählen.

Lena: Ja, voll gern.

Justus: Ja, über die Vorklinik, da kann ich gar nichts mehr erzählen. Da habe ich alles verdrängt.

Laura: Außer die Anatomie, komm. 

Justus: Genau. Ich weiß nur, dass es als Medizinstudent ist es wichtig, wenn man die Vorklinik geschafft hat und dann endlich in den klinischen Semestern, dann hat man es geschafft letztendlich. Also wenn die Hürde Physikum geschafft ist, dann sieht man auch den Sinn dessen, was man lernt. Also wenn man Biologie, ja, es ist ja vielleicht noch verständlich, Medizin und Biologie, aber Physik, Chemie, das ist teilweise derart abstrakt, wo man sich wirklich fragt, was hat das mit meinem späteren Beruf zu tun. Meine Damen und Herren, junge Studierende, halten Sie durch. Es wird besser. Und in der Klinik kommt man dann an und ist quasi in der Regel von der Campus-Uni ist man dann externalisiert an die Klinik und durchläuft dann da sämtliche Fachgebiete Mikrobiologie, Neurologie, Chirurgie. Das wird dann aufgeteilt in diverse Praktika, in Seminare. Und so stolpert man dann von Semester zu Semester durch das Zahnrad weiter nach oben. Und das wird dann gekrönt letztendlich durch das sogenannte praktische Jahr. Das praktische Jahr soll ein praktisches Jahr sein. Deswegen heißt es auch so. Und das ist der Ansatz, nachzudenken, wo man hingehen sollte. Als Norddeutscher habe ich in Mainz studiert. Es war sehr gut gewesen, aber ich hatte auch einen festen Job gehabt.

Ich habe mein Studium an der Uni selbst finanzieren können und war auch rasch mit der Doktorarbeit durch und so weiter, kannte da auch den Chef und er sagte Mensch, mach dein PJ, also ein praktisches Jahr bei uns. Und dann ließ er dann verlauten Ja, aber PJler haben bei mir im OP nichts zu suchen. Und das war für mich das absolute Exit Kriterium. Habe ich gesagt: Nein, Praktisches Jahr, ich will was lernen. Und dann habe ich es komplett in Afrika verbracht. Also ein halbes Jahr in Johannesburg, Soweto, was der Hammer war. Viel, ja gesurft, Windsurfen. War ich nur ein halbes Jahr natürlich in Kapstadt gewesen mit all meinen Brettern. Da habe ich dann Gynäkologie gemacht, da unten, also ein halbes Jahr Chirurgie, ein halbes Jahr Gynäkologie. Und das, muss ich sagen, hat letztendlich die Motivation für den ärztlichen Beruf unheimlich getriggert. Zurückzukommen, das Praktische, was wir eigentlich vermitteln sollen, lässt sich derzeit an deutschen Universitäten nur bedingt realisieren. Warum? Weil wir bei jeden Operation, die wir machen, wir stehen unter Zeitdruck, wir stehen unter einem gewissen Qualitäts Signum. Die Wunden dürfen sich nicht entzünden. Es muss im Prinzip schnell genäht werden, es muss sauber genäht werden. Überall hängt der Anwalt mit möglichen Klagen auf Körperverletzungen oder sonst was im Hintergrund. Das ist also alles wesentlich komplizierter geworden und ich kann jetzt inzwischen auch auf 25 Jahre Chirurgie zurückblicken. Aber wie gesagt, das ist eigentlich ein zentrales Jahr für den Studierenden, weil sich da oft auch im praktischen Jahr entscheidet, in welche Fachrichtung er geht. Die wenigsten Studierenden haben irgendwie schon ab siebten, achten Semester wissen sie genau, was wie, ich werde Hausarzt, ich werde Dermatologe oder ich werde Badearzt in Warnemünde. Sondern das kristallisiert sich wirklich zusammen mit der ausbilderischen Aktivitas erst im praktischen Jahr, wo sie sagen Mensch, das ist spannend. Bei mir war es genauso. Soweto jeden Tag Schussverletzungen, Steppchast, Gunshot, Chest, Amputation, große Kriegschirurgie, internationales Team. Da hat man unheimlich Lust bekommen. Ich habe gesagt, das ist es, das ist Adrenalin. Ich arbeite gern mit den Händen und für mich persönlich hat das raktische Jahr einen unheimlichen Stellenwert.

Lena: Ja, wie so ein Orientierungsjahr dann.

Toni: Das klingt für mich komplett spannend. Also diese ganze Story dahinter dann, dass man nach Südafrika geht und da das dann quasi nochmal neu für sich entdeckt. Obwohl man ja schon weiß, dass es in die Richtung geht. Ist irgendwie cool. Und jetzt war das eben schon einmal Thema mit den Studierenden. Und dann nochmal so ein bisschen darauf einzusteigen, wie genau integriert man die dann in die Arbeit von euch?

Lena: Was habt ihr so mit denen zu tun und wie ist da so die Zusammenarbeit mit den Studierenden bei euch, euch beiden speziell?

Laura: Ja, wie gesagt, die Zusammenarbeit bezieht sich in erster Linie bei uns auf die Lehre, dass wir den Präpkurs, den Histokurs mit denen durchführen. Aber da arbeiten wir... 

Lena: Was ist der Histokurs, wenn ich mal rein fragen darf?

Laura: Ja, Histokurs ist, da wird mikroskopiert an historischen Präparaten, sowohl Humaner als auch vom Tier. Präparate, die dann eben durchs Mikroskop angeguckt werden und gezeichnet werden. Und es ist einfach grundlegend, wenn man verstehen möchte, wie der Mensch funktioniert und wie diese Maschine Mensch, der Organismus funktioniert, dann muss man eben bis auf die Zellebene gehen und den kleinsten Aufbau sozusagen begreifen. Es ist nicht nur die makroskopische Anatomie, also das, was wir sehen können mit dem bloßen Auge, sondern eben auch die mikroskopische Anatomie. Und ne, genau den Histokurs, der findet bei uns auch statt und viele Vorlesungen, Seminare. Wir haben ein 3D Seminar, wir haben… mit POL arbeiten wir. Also es ist wirklich sehr viel Lehre. Es ist kein Arbeiten wie zum Beispiel im OP, dass man da wirklich als Team zusammensteht und der Student, die Studentin ist Teil des Teams und hat da auch in gewisser Art und Weise seine Aufgabe oder sollte es zumindest haben. Sondern das ist, also in der Vorklinik ist es schon noch ein bisschen wie in der Schule.

Lena: Und kennst du die Leute, die bei dir in der Lehre sind, mit Namen oder haben die oder kennst du sie mit Matrikelnummer?

Laura: Ne, ich kenne meine Studierenden vom Tisch. Also wenn ich im Präpkurs Tische betreue, da kenne ich dann die Namen und die kenne ich auch lange. Und bei ICARos hatten wir einige Studierende, einige Teilnehmende, die bei mir am Tisch waren und jetzt ihr PJ machen. Also die waren 2016 oder 2017 waren die bei mir am Tisch und ich habe auch sofort wiedererkannt, es war ein großes Hallo. Wir haben uns sehr gefreut. Man verliert sich dann halt schon mal so aus den Augen. Klar, weil die dann halt in der Klinik unterwegs sind. Aber wenn man die dann mal wieder sieht, auch so auf der Straße, dann freut man sich und man erkennt sich auch wieder. Oder zumindest ich erkenne meine Studierenden dann auch wieder.

Lena: Möchtest du noch was anfügen, Justus?

Justus: Ja, bei uns ist es anders. Natürlich. Wir sind letztendlich eine Klinik für Chirurgie. Wir sind der größte Laden, also die größte Disziplin hier an der Uni. Wir haben beispielsweise jeden Morgen Besprechungen im Audimax, im großen Hörsaal und da ist im Prinzip alle paar Wochen in den oberen Reihen sind die Studierenden und da ändern sich regelmäßig die Gesichter. Wir haben PJler, also die im praktischen Jahr sind, die bleiben zwischen zwei und acht Wochen bei uns. Je nachdem, wann sie Urlaub eingereicht haben, wann sie sich freigenommen haben, fürs Staatsexamen zu lernen. Also, das ist ein bisschen Turnus bedingt. Dann haben wir noch die Famulanten. Das sind im Prinzip Studierende in den niedrigeren klinischen Semestern, die einfach mal reinschnuppern wollen. Man braucht zum Abschluss des Medizinstudiums, wir brauchten damals vier Famulaturen, also vier mal einen Monat irgendwo arbeiten. Also man hat die Famulanten, die nicht ganz so weit sind. Dann hat man noch die Blockstudenten, das heißt die Studenten, die regelmäßig über das Fach Chirurgie eingespeist sind. Dann haben wir teilweise Schüler da, die ein Schulpraktikum machen wollen. Ich kann da jetzt noch ewig weitermachen. Das heißt, man hat einen ganzen Haufen junger Leute da oben sitzen, die einen mehr oder weniger entweder interessiert wissen oder ängstlich angucken, was passiert. Und das ist natürlich so ein bisschen der Job, da erst mal rauszufinden, wer will was, wer will wohin? Wie sind die Ausbildungsstufen? Ich mache es persönlich so, also ich lehre gerne, ich doziere gerne. Ich schnappe mir einmal in der Woche, schnappe ich mir den ganzen Haufen, egal vom Schulpraktikanten bis zum PJler und mache quasi so face to face Fortbildung. Das dauert so eine Stunde, einfach nur mit einem Whiteboard und da wird gemalt. Sowas kommt ziemlich gut an. Die Gefäßchirurgie, muss ich sagen, das ist so ein bisschen das Kolibri. Keiner weiß genau, was wir so richtig machen. Selbst meine Kollegen, die gucken uns mit großen Augen an, wenn wir da irgendwie die Herz-Lungen-Maschinen irgendwie anstöpsel an Patienten. Wie geht das? Das heißt, wir sind so ein bisschen die Nerds. Und einfach den Studierenden das ein bisschen nahezubringen, was wir da machen, dass es letztendlich einfach nur die Klempnerei im Gefäßsystem ist. Sowas kommt ziemlich gut an, dieses Verständnis. Ansonsten wir versuchen natürlich Motivation reinzubringen. Wobei ich, das hört sich jetzt so unheimlich edukativ an, die Motivation, die Grundmotivation sollten die Studierenden selbst mitbringen. Unser Job ist es quasi, diese Motivation zu triggern, vielleicht noch ein bisschen anzufächern und vor allen Dingen nicht zu demotivieren. Aber diese Grundmotivation, die sollte der Student, die Studentin schon mitbringen. Das sage ich, weil viele klagen darüber, dass man zu viel arbeitet. Und ich kenne das aus meiner -ich habe mal ein paar Jahre in der Schweiz gearbeitet, da hatten wir teilweise die 120 Stunden Woche voll gemacht. 120 Stunden Arbeit die Woche. Da hat man wenig Zeit am Tag nachzudenken darüber, was man tun soll, weil man essen, schlafen, arbeitet. Man muss es so sehen, man wird nicht ausgenutzt durch die Klinik, sondern man klaut sich Wissen von der Klinik. Und das ist immer noch jetzt meine Einstellung. Das heißt, es ist die Möglichkeit auch für die Studierenden mit so vielen Fachbereichen zusammenzuarbeiten. Und wenn da jemand ist, der sich von sich aus mit Interesse zu den OPs stellt und bei der Einleitung, wenn die Anästhesie den Patienten meinetwegen intubiert und danach fragt, kann ich mal intubieren oder kann ich mal die Braunüle stechen oder kann ich mal die Tätigkeit machen? Das wird aus dem ärztlichen Kollegium wirklich sehr, sehr gut aufgenommen und keiner stellt sich dagegen und sagt: Nee, du bist zu jung oder sonst was. Also wenn ein Student mit einer Eigenmotivation kommt, wird das in der Regel sehr gut aufgenommen und gefördert.

Lena: Ja, sehr gut. Dann haben wir jetzt ja so einen ersten Einblick mal bekommen in eure Arbeit. Wir machen jetzt eine kleine Pause zum Durchatmen, bevor es weitergeht. Also schnappt euch mal an unsere Zuhörer und Zuhörerinnen einen Kaffee, einen Tee, eine Cola oder eine Mate und wir hören uns gleich wieder. 

Pause

Lena: Dann kommen wir jetzt mal zum Hauptthema unserer Folge heute, und zwar zu ICARos. Ihr könnt ja mal am Anfang starten. Wofür steht der Name ICARos eigentlich?

Justus: Laura, das war deine Idee.

Laura: ICARos steht für Interdisziplinäres Chirurgisch-Anatomisches Kolloquium Rostock.

Lena: Okay.

Justus: Und die Hand von Laura ziert unser großartiges Logo, nämlich die weibliche Hand mit dem Skalpell, was auf 12 Uhr zeigt.

Lena: Ja, das habe ich auch schon gesehen auf eurer Website. Da können wir vielleicht auch gleich mal so einen kleinen Tipp einschieben für diejenigen, die uns zuhören. Und zwar wenn ihr das Projekt ICARos mal sehen möchtet, jetzt hört ihr davon, aber wenn ihr es mal sehen möchtet, dann schaut euch unbedingt mal den Trailer zum Projekt auf der Website der Universitätsmedizin Rostock an. Der ist wirklich total episch. Ich habe den zum ersten Mal gesehen. Ich hatte richtig Gänsehaut. Das ist wirklich so, ja, wir packen euch den Link in die Shownotes und dann könnt ihr mal reingucken. Der ist echt sehr cool geworden.

Justus: Danke

Lena: Aber was genau ist jetzt eigentlich ICARos? Und warum habt ihr das Projekt ins Leben gerufen?

Justus: Ich knüpfe da einfach mal an die Ausbildung im praktischen Jahr an. Also wie gesagt, das Praktische im Praktischen Jahr, das muss gefördert werden. Ich denke, das wird zurzeit nicht genug gefördert, gerade in den chirurgischen Fächern. Das klingt vielleicht jetzt etwas arrogant, aber Chirurgie ist nicht schwierig. Chirurgie ist ein Handwerk. Und in erster Linie profitiert man in einer chirurgischen Ausbildung durch praktisches Training. Und was ich ja vorhin schon gesagt habe, das wird schwierig derzeit. Also das ist es mit diesen ganzen Qualitätsmanagement etc. Pp. Insofern haben wir uns gedacht, warum nicht an Körperspenden operieren üben. Und zwar nicht wir, wir können es, sondern das beibringen. Und das war im Prinzip der Aufhänger, verschiedene Fachbereiche an einen Tisch zu holen. Also, viele denken vielleicht, es wird nur in der Chirurgie operiert. Nein, es wird operiert. Also die Chirurgie teilt sich meinetwegen auf in die Unfallchirurgie, in die Bauchchirurgie, in die Leberchirurgie, in die Gefäßchirurgie, in die Neurochirurgie, in die Herzchirurgie, die Urologen operieren, die Zahn-und Kieferchirurgen operieren.

Laura: Die HNO operiert.

Justus: Die HNO operiert. Also es sind wirklich eine ganze Menge Fachbereiche quasi, die ein OP haben und die ein Messer in der Hand haben. Und ich bin Chirurg und Gefäßchirurg. Das heißt, ich überblicke wirklich nur einen Teil davon. Insofern ist es für uns natürlich wichtig, für die Ausbildung der anderen Fächer entsprechende Fachdozenten zu holen. Und das war so unser Job. Also diese Idee haben wir nur zum Rennen bekommen, indem wir auch andere Fachabteilungen motiviert haben. Also wir haben ganz klein angefangen mit fünf oder sechs Modulen, wo ich fachlich das meiste selbst beibringen konnte. Aber im Rahmen einer fachlichen Erweiterung haben wir natürlich andere dafür begeistert mitzumachen. Und das Feedback von den anderen Fachabteilungen, das war sehr gut. Also es ist wie gesagt, Mensch ist eine tolle Idee und insofern können wir wirklich dieses breite Spektrum jetzt anbieten. Ziel ist es letztendlich quasi in jedem Fachbereich, die PJler gewisse Operationen selbst durchführen zu lassen. Also wir als Dozenten haben am Tisch eigentlich nichts zu suchen, sondern wir sagen nur das geht so, hier wird aufgeschnitten. Mit einer theoretischen Einweisung fangen wir an, etwa so 20, 30 Minuten. Mit einer ganz normalen Powerpoint, wo den Studierenden dargestellt wird, okay, das ist das Topic, ist keine graue Theorie, sondern wenn wir die Schilddrüse rausnehmen wollen, müssen wir da schneiden, da runter, da sind die Gefäße, da abklemmen, die Instrumente nimmt man und dann geht es ran an die Körperspenden.
Also, Nachteil der ganzen Geschichte ist, vielleicht kannst du da was zu sagen Laura zur Teilnehmerzahl?

Laura: Ich hätte jetzt ganz, ganz grundsätzlich erst mal was anderes noch gesagt, nämlich was, was uns ganz wichtig ist. Wir haben da ja ein Setting geschafft, ein OP nahes Setting. Also das auch sehr realitätsnah zu gestalten, ist es halt nicht nur wichtig, dass die operieren sollen, sondern auch, dass die das Ganze drumherum erleben sollen. Also, wie verhalte ich mich überhaupt im OP? Wie ziehe ich mich an? Wie mache ich mich steril? Wie wird der Patient, die Patientin steril abgedeckt, vorbereitet? Also so dieses ganze Drumherum. Und das aber, und das ist das Besondere bei ICARos, in einem ruhigen Rahmen ohne den Druck von außen, dass der nächste Patient eben schon die nächste Patientin schon irgendwie in der Vorbereitung liegt und dass man ganz entspannt Fragen stellen kann, für die man halt sonst keine Zeit hätte oder vielleicht auch nicht den Mut hätte, im OP dann mal zu sagen: Entschuldigung, was mache ich denn hier eigentlich? Oder was machen Sie denn hier eigentlich gerade? Was ist der nächste Schritt? Oder was ist das für eine anatomische Struktur, die ich da sehe? Sondern, dass man halt wirklich einfach mal auch Fehler machen kann. Und das ist eben auch das Entscheidende bei ICARos, dass sich die Leute da auch sicher fühlen, sicheren Boden haben. Und ja, der Nachteil ist natürlich, dass wir nur eine begrenzte Anzahl an Raum haben, an Platz haben. Also wir haben für ICARos ein unserer Prepsäle. Wir haben drei Prepsäle bei uns in der Anatomie und den kleinsten davon, den haben wir umgewandelt in ein OP, in unseren ICARos-OP. Und da arbeiten wir mit zwei Tischen, also zwei OP-Liegen, zwei OP-Lampen haben wir dort und da arbeiten wir dementsprechend halt mit zwei Körperspenden. Und dadurch haben wir dann auch nur eine maximale Teilnehmendenzahl von acht Personen, die möglich ist. Also es können auch noch mal irgendwie Leute dazukommen, die nur zugucken möchten. Also zum Beispiel irgendwie Praktikanten/ Praktikantinnen, die jetzt nicht mit operieren, sondern die sich einfach das ganze Geschehen angucken wollen und dadurch ja auch schon viel mitnehmen. Aber an PJ-Studierenden bzw. Studierenden im Allgemeinen haben wir prinzipiell nur acht Plätze zu vergeben jedes Mal.

Justus: Wir können diese Teilnehmerzahl aber nicht erhöhen, weil letztendlich die Studierenden sollen operieren. 

Lena: Ich wollte gerade sagen. 

Justus: Das ist das Ziel. Wenn da jetzt zu viele stehen, natürlich interessant, wenn wir da 20 Leute haben. Es ist auch schön, wenn die Bude voll ist. Aber letztendlich das Ziel ist, dass die PJler, die sollen operieren, die sollen schneiden, die sollen machen. Also insofern haben wir die Teilnehmerzahl relativ sportlich eng gehalten, dass es auch wirklich möglich ist, dass es wirklich auch eine suffiziente Ausbildung ist. Das, was Laura eben gesagt hat, stimmt völlig. Ganz am Anfang sind die Grundlagen und diese Grundlagen-Kurse, die haben wir ganz salopp Knigge im OP genannt.  Das ist ein Kurs, der läuft dieses Jahr schon das zweite Mal, der sehr gut angenommen wird. Und wir haben vor, diesen Kurs im Prinzip jetzt jedes Quartal zu wiederholen. Was ist das? Wie verhalte ich mich im OP? Das fängt an damit, wie ziehe ich mich an? Wie kriege ich meine Haare unter die Haube? Darf ich Schmuck tragen? Darf ich Nagellack tragen? Wenn ich Brillenträger bin, welche Mundschütze gibt es? Was mache ich, wenn mir schwindlig wird, wenn mir schlecht wird? Wie viel soll ich trinken? Wie wenig soll ich trinken? Wen begrüße ich im OP? Wie stelle ich mich steril an den Tisch? Was sind meine Aufgaben? Was sind Go's und was sind No-Go's? Bis zum Ende der Operation, wo darf ich mithelfen, wo nicht? Also einfach so eine Grundlage. Wie verhalte ich mich im OP, dass gerade die Studierenden sicherer und vielleicht auch mit mehr Neugier und Interesse und vielleicht auch mit Vorfreude mal in den OP kommen? Dazu kommt Naht-Training, Instrumentenlehre, Naht-Kunde. Wie halte ich einen Nadelhalter? Und natürlich Knüpfversuche und Nahtübungen. Das ist im Prinzip dieser Grundkurs. Der wird sehr gut angenommen und den können wir oder den wollen wir ab nächstes Jahr jedes viertel Jahr einmal dazwischen spleißen, weil wir doch immer ein wechselndes Klientel haben. Also die meisten bleiben nicht, die fangen nicht im Januar mit Kurs 1 an und hören mit Kurs 12 im Dezember auf, sondern wir haben immer wieder neue Gesichter. Und das ist einer der Highlight-Kurse, weil sie wirklich Grundlagen vermittelt. Und darauf aufbauend, wenn dieser Kurs gemacht ist, dann hat man schon diese technischen Grundlagen, im Prinzip dann den nächsten Kurs wahrzunehmen, meinetwegen für Bauchchirurgie oder für Gefäßchirurgie oder für Herzchirurgie, Neurochirurgie.

Toni: Ist es eine Grundlage, die gemacht werden muss, dieser Knigge-Kurs, dann quasi die weiteren Module zu machen und zu üben?

Justus: Ne, eigentlich nicht. Also es ist natürlich wünschenswert, aber wir wollten da, weißt du, wir haben da so viel Spaß bei der Sache. Also wir wollten alles, was mit Zucht und Zwang und Einschreiben, das wollten wir alles raushalten. Also das ist ja für die Studierenden und wenn die Lust drauf haben, sind sie herzlich willkommen. Aber wir wollten da nicht mit Grundvoraussetzung für. Wir sind immer froh, wenn die Studierenden damit strahlen, ihre Sicht zu haben, rauszugehen und sagen Mensch, das hat was gebracht die vier Stunden heute. Wir haben was gelernt und es macht Spaß. Das ist Lob und Ehre genug schon.

Lena: Und wenn ihr dann wirklich dann in eurem ICARos-OP-Saal seid mit den acht Personen. Also erstmal, ich finde das irgendwie total gut, dass es acht sind, weil sonst wäre ja die ganze Idee auch schon wieder hinfällig, wenn man, wie du schon sagst, wenn da 20 Leute sind, dann gucken ja doch wieder die meisten zu. Von daher finde ich die acht, das klingt irgendwie total, ja einfach ein gutes Betreuungsverhältnis, dann auch für die praktische Arbeit. Und in welchem Turnus findet das statt? Also wie oft werden diese Kurse durchgeführt? Wie oft hat man da die Möglichkeit teilzunehmen?

Laura: Einmal im Monat, manchmal sogar zweimal im Monat. Hatten wir jetzt auch den Fall. Es ist natürlich, wir müssen immer so ein bisschen unsere Termine miteinander koordinieren bzw. Auch Rücksicht nehmen auf die Lehre im Institut und auf die Semester bzw. eben auch auf die Termine, die so drumherum stattfinden. Weil wir das ja im Grunde in unserer Freizeit betreiben, Justus und ich. Und auch die Leute, die sich da mit hinstellen, also die Dozenten, Dozentinnen aus anderen Kliniken, meine Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen. Alle, die halt nach 16 Uhr bleiben, sozusagen. Meine studentischen Hilfskräfte, die Leute aus dem OP, also die OTAs, die Operations-Technische Assistenz, die machen das alle nach ihrem Feierabend oder auch mal in ihrem Urlaub. Und da, ja, da muss man halt schon irgendwie die richtigen Termine auch finden, das zu koordinieren ist manchmal auch gar nicht so einfach. Apropos, Operations-Technische Assistenz, darüber haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen. Acht Studierende haben wir da, dann die Dozenten und Dozentinnen und dann haben wir noch zusätzlich die Azubis zur Operationstechnischen Assistenz. Da sind auch immer mal welche mit dabei, die dann auch betreut werden durch ausgebildete OTAs. In ihrer praktischen Ausbildung sozusagen haben die dann zusätzlich auch da noch mal die Möglichkeit, ganz entspannt ausreichend zu üben bzw. auf das Instrumentarium einzugehen. Die können selber auch mal nähen und so ein paar Handgriffe auch einfach mal ausführen, die sonst nur diejenigen ausführen, die operieren. Das hat noch dann dadurch nicht nur einen interdisziplinären Charakter, das Ganze, sondern auch noch einen interprofessionellen.

Justus: Das kann man ganz gut im Video sehen. Also da ist ja unser OP dann dargestellt. Also es ist wirklich ein kleiner OP, wo man was machen kann und da sieht man dann auch direkt halt eben, wie wir dann versuchen, was Laura schon gesagt hat, verschiedene Berufsgruppen, also auch die OP-Schwester oder Brüder, Auszubildenden im Prinzip da mit zu integrieren. Das ist wie so eine, es ist wie so eine Generalprobe. Es ist die Generalprobe einer echten OP. Wir haben ein absolut authentisches Setting. Es wird steril abgedeckt, steril eingewaschen. Also wirklich komplett wie im OP. Der Unterschied ist quasi, dass mehr Leute da sind, Dozenten da sind pro Leiche ein Dozent oder Dozentin. Und dass die PJler selbst operieren und dass wir natürlich Körperspende haben.

Lena: Genau du hast das ja schon angesprochen oder ihr habt es ja schon angesprochen, dass das eben sonst zu kurz kommt, also dass sonst im praktischen Jahr eben die Praxis den Studierenden auf jeden Fall fehlt. Vielleicht könnt ihr ja noch mal zusammenfassen, was eben Projekt Ikaros für einen Unterschied macht für die Studierenden. Also wenn ich jetzt eben an der Uni Rostock studiere und ich habe die Möglichkeit daran teilzunehmen versus ich studiere an einer anderen Universität und kann das nicht machen. Könnt ihr da noch mal so erklären was sind die Vorteile? Was bringt euer Projekt? Was sind so vielleicht auch Lern-und Lehrziele?

Justus: Die Uni Rostock. Studieren am Meer. Nein, ich denke, dass es in Deutschland einzigartig ist, ja praktisches Operieren an Körperschwenden zu trainieren. Bezogen wirklich auf das fundamentale Operieren mit zwei Händen.

Laura: Es macht einfach Spaß zu sehen, wenn man da selber was macht mit den Studierenden, was halt irgendwie, was man selber auch für sinnvoll erachtet, dass die Menschen um einen herum das auch so sehen. Und wir wurden jetzt ausgezeichnet mit dem Preis für Lehre der Universität Rostock. Dieser Preis, dafür wurden wir vorgeschlagen von Studierenden der Universitätsmedizin. Und das ist schon was Besonderes, weil da haben ja Studierende, sehen so viel Potenzial in diesem Kurs, in diesem Angebot und stehen da auch dahinter, dass sie uns eben vorschlagen, uns nominieren für diesen Preis. Und wir haben den dann eben wie gesagt gewonnen. Oder eben auch, dass wir jetzt...

Lena: Herzlichen Glückwunsch erstmal. 

Laura: Danke. Also das rührt einen auch, wenn man dann das hört. 

Justus: Ach Laura, bitte. 

Laura: Doch mich hat das schon berührt. Ich finde, das ist schon was Besonderes. Aber auch, dass wir jetzt einen Preis bekommen haben von der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung, von der GMA.

Justus: Wir sind deutscher Meister geworden.

Lena: Nochmal herzlichen Glückwunsch! 

Laura: Danke! Also das ist wirklich, das ist wirklich stark. Das ist einfach toll, weil das ist so ein Feedback, dass man dann auch merkt, okay, wir machen hier das Richtige.

Justus: Ich muss aber auch sagen, jetzt so ganz emotionslos natürlich. Das ist letztendlich auch so ein selbstbefruchtendes Projekt eigentlich. Also wir bieten das an, die Leute, die wirklich Lust darauf haben, die kommen und die haben sich auch schon eingelesen, die haben Interesse und wollen was machen. Und wir haben Spaß daran. Also Laura und ich, wir haben unheimlich Spaß daran zu sehen, wenn Leute Interesse haben. Das ist so eine, das ist so ein positives Feedback, wenn man merkt, dass man was vermitteln kann und weckt Interesse bei den Leuten. Insofern hat man eigentlich immer eine gute Atmosphäre, immer ein interessiertes Nachfragen. Und in der Regel überziehen wir diese Kurse. Wir haben immer angesetzt, so 16 Uhr beginnen wir, dann fangen wir so kurz vor 17 Uhr mit den Präparationen an. Wie gesagt, es ist zeitlich gesehen ist das alles off the Frame. Also das ist alles in der Freizeit. Und Laura und ich, wir haben auch irgendwie ein eigenes Privatleben, jeder für sich irgendwo. Und nebenbei ist dann auch noch der Job und dann gibt es auch noch die Forschung und die Wissenschaft und die Gutachten und bla bla bla. Also man zwängt das da irgendwie rein. Aber wenn man sieht, dass die Atmosphäre gut ist und die Leute strahlen einen an und man wird dann am nächsten Tag auf dem Gang angesprochen von irgendwelchen anderen PJler, die nicht da sind, Mensch, Mensch Herr Groß, gestern nicht da gewesen,  kann ich mich fürs nächste Mal und ich würde so gerne. Das ist gut. Das ist eine Art der Wertschätzung, die das ganze Ding triggert.

Lena: Ja, total. Das wollten wir eh noch fragen. Also ihr habt ja schon gesagt, es seid nicht nur ihr beide bei ICARos. Ihr habt da ja ein ganzes Team euch herum, was da mit euch zusammenarbeitet. Und alle machen das ehrenamtlich. Das haben wir schon im Vorgespräch gesagt. Also habt ihr uns schon im Vorgespräch erzählt. Aber das finde ich verrückt, weil ich weiß nicht genau, wo euer Privatleben noch, also ob ihr, wo, wann das stattfindet. Aber uns ist, glaube ich, klar geworden, dass das so einen riesen Umfang hat. Wenn ihr das halt so oft anbietet, dann geht das über die Zeit. Da muss das sicher vorbereitet werden und man muss sich austauschen. Und es steckt ja halt so viel dahinter. Und wir würden ganz gerne noch mal fragen, euch treibt an, klar, ihr habt Preise bekommen, ihr habt Feedback bekommen, aber treibt euch vielleicht auch an, und vielleicht ist das jetzt so ein bisschen große Frage, aber treibt es euch an, dass ihr jetzt quasi oder MV gute und bessere vielleicht Chirurgen ausbildet?

Justus: Da geht es um Motivation. Und das sieht man in den Augen der Studierenden. So nach dem HNO-Kurs will jeder HNO-Arzt werden. Nach dem Herzchirurgen-Kurs will jeder Herzchirurg werden. Nach dem Gefäßchirurgenkurs will jeder Gefäßchirurg werden. Und das ist es, was unser Job ist. Einfach Interesse zu wecken und Motivation. Wie sich jemand anstellt an das berufliche Leben und das ist dem überlassen. Das heißt, wir können wirklich nur die Motivation, wir können die anstacheln, die Studierenden. Ob sie dann die besseren Chirurgen werden, das liegt in... 

Toni: Liegt in deren Hand quasi.

Justus: Liegt in deren Hand, genau.

Lena: Im wahrsten Sinne des Wortes.

Toni: Ja. Ihr habt eure Preise schon erwähnt. Auch hier noch mal herzlichen Glückwunsch. 

Laura: Danke. 

Toni: Mal ganz allgemein, wie geht es jetzt mit dem Projekt weiter? Ihr habt viel erreicht. Was sind die nächsten Pläne für euch? Bleibt es dabei? Macht ihr mit acht weiter oder könnt ihr euch vorstellen, auch das Team quasi so zu erweitern, dass meinetwegen insgesamt dann zwölf teilnehmen können bei drei OP-Tischen? Oder wie sieht das bei euch aus?

Laura: Wir haben so viele Ideen. Justus und ich, wir telefonieren ziemlich viel und wir haben sehr häufig sehr viele Ideen. Davon funktioniert vielleicht nur ein Bruchteil und einiges wird auch wieder verworfen. Aber ich glaube, ihr wollt konkrete Sachen hören. Können wir irgendwas Konkretes verraten?

Justus: Also prinzipiell ist diese Plattform, also seit drei Jahren machen wir das jetzt schon, die Plattform hat sich etabliert. Also wir wissen jetzt auch anhand der eingefahrenen Preise, auf die ich natürlich wieder mal zurückkommen muss. 

Laura: Langsam klingt es so, als hätte er es dafür gemacht. 

Justus: Nein, nein, nein, nein. Also das, was wir angefangen haben, das macht nicht nur Spaß, sondern hat auch wirklich Sinn und Zweck und wird auch entsprechend auch lehrtechnisch gewertschätzt. Also man kann das Ganze noch weiter ausbauen. Natürlich wäre es wünschenswert, das ganze Projekt noch mehr aufzublasen. Also so zu vergrößern, dass wir noch mehr Teilnehmer akzeptieren können und ausbilden können. Wir haben im Bereich Medientechnik gibt es natürlich immer was, was man aufpimpen kann. Wir können an Lehrvideos denken. Man kann wirklich ja, Operationen kann man durchführen an Körperspenden und die dann auf eine Art Mediathek bringen, sodass es auch für diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, zumindest visuell medientechnisch nachvollziehbar ist. Da wir das ja, wie schon mehrfach angesprochen, dann doch in der Freizeit machen. Also ich habe den Vorteil, dass meine Familie wohnt noch in Kiel und ich bin in Rostock unter der Woche. Das heißt, ich mache eh nichts anderes als Medizin, wenn ich hier unter der Woche da bin. Insofern ist es gut. Aber auch Laura hat ihr Privatleben. Da wäre es wünschenswert, eventuell ein, zwei Hilfskräfte einzustellen. Wir können die Internetpräsenz, die Social Medien, kann man noch mehr bevölkern, bearbeiten und bespaßen. Also das sind so diese Sachen, wo man noch investieren kann.

Toni: Klingt gut.

Laura: Grundsätzlich ist es natürlich daran gelegen, dass dieser Kurs ausgebaut wird, dass wir zum Beispiel das Modul Knigge häufiger anbieten können. Dass wir vielleicht auch noch andere Fachdisziplinen auch noch mit dazu holen. Also wie gesagt, hat ja Justus vorhin gesagt, wir haben mit sechs Modulen angefangen. Jetzt sind wir bei 13.  Mittlerweile in unserer dritten Staffel, in der wir uns jetzt sozusagen aktuell befinden. Und es wäre natürlich schön, wenn wir da noch andere Disziplinen gewinnen könnten. Also da ist immer noch Verbesserungs-und Ausbaubedarf und auch die Möglichkeit. Da ist noch jede Menge Luft nach oben. 

Lena: Wir können also gespannt bleiben.

Toni: Klingt wie so ein Teaser.

Lena: Genau, der nächste Trailer. Schon auf der Webseite. 

Justus: Ja, der ist übrigens schon im Geiste schon geplant. Kann natürlich erwähnen, dass wir jetzt diese zwei Preise haben und...

Laura: Was?! Und in einem Podcast sind?

Justus: Und in einem Podcast sind. Aber das ist natürlich auch schön, wenn man dann wiederum sieht, welche Möglichkeiten oder wie groß das Interesse doch wirklich ist.

Lena: Ja, wir wären durch mit unseren Fragen. Wir bedanken uns schon mal für die Einblicke. Ich glaube, uns ist beiden und ich denke auch den Zuhörenden klar geworden, wie wertvoll dieses Projekt ist für die Studierenden an der Uni und für die Lehre. Habt ihr noch was, was ihr ergänzen möchtet, was wir unbedingt noch reinbringen müssten in die Folge..

Justus: Jetzt kommen die Grüße.

Laura: Ja. Nein, also nochmal kurz ernst zu werden. Was mir wirklich wichtig ist noch zu ergänzen, ist, dass dieses ganze Projekt nicht möglich wäre, wenn wir im Institut für Anatomie nicht unser Körperspendewesen hätten. Und das beruht auf einer freiwilligen Einverständniserklärung von Menschen, die ihren Körper nach ihrem Ableben der Forschung und der Lehre zur Verfügung stellen. Und dafür sind wir einfach sehr dankbar. Und das soll an dieser Stelle auch einfach noch mal gesagt werden. Beziehungsweise nicht nur diesen Menschen, sondern auch dann den Angehörigen derjenigen, die sich ja unserem Institut der Lehre und der Forschung sozusagen vermachen. Und natürlich wäre dieses Projekt nicht möglich, hatten wir natürlich auch schon angesprochen, aber ohne die Unterstützung von Kollegen und Kolleginnen sowohl aus der Anatomie als auch eben aus der Klinik. Zum Beispiel auch eine Kollegin von euch, die die Fotos macht oder eben aus dem OP. Und das ist also das ist wirklich, das ist ganz, ganz wichtig auch nochmal zu betonen, dass es nicht alleine nur wir sind, die das auf die Beine stellen, sondern dass da ganz, ganz viele Menschen dazugehören. Und dafür möchten wir uns wirklich bedanken. 

Justus: Ja, ja.

Toni: Also allerliebste Grüße hier aus dem Podcast an das ganze Team.

Lena: Ja, sehr schön. Dann finde ich, war das ein sehr schönes Schlusswort von dir und von euch. Und dann war es das mit dem Interview. Wir bedanken uns für die Einblicke, dass ihr alles geteilt habt. Es war super interessant, selbst für uns, die wirklich gar keinen Plan haben von diesem Fachgebiet.

Laura: Das war das Ziel.

Justus: Vielen Dank. 

Toni: Ja, richtig cool.

Justus: Mein erster Podcast.

Toni: Sehr gut. 

Lena: Auf jeden Fall. Und damit sind wir am Ende des Interviews. Wir bedanken uns bei euch und habt noch einen schönen Tag.

Laura: Danke. Bis bald.

Justus: Danke. Tschüss. 

Toni: Wir freuen uns einfach, dass ihr hier wart. Es war richtig, richtig cool. Es wirkt wie ein richtiges Herzensprojekt. Und genauso habt ihr es vorgestellt. War richtig schön.

Laura: Sehr schön. Danke. 

Justus: Tschüss. 

Laura: Tschüss. 

Lena: Was für ein spannendes Interview.

Toni: Ja, das hat richtig Spaß gemacht. Und hier kommen jetzt wieder für euch für jede Folge die Main Take-aways.

Lena: Erstens, das Projekt ICARos steht für Interdisziplinäres Chirurgisch-Anatomisches Kolloquium Rostock und ist einzigartig. PJler, also die Medizinstudierenden im praktischen Jahr, haben hier die Möglichkeit, in thematisch wechselnden Modulen verschiedene chirurgische Eingriffe durchzuführen und werden dabei immer von den medizinischen Profis angeleitet und begleitet. Zweitens, was bringt euch das eigentlich? Natürlich, so wie Laura und Justus es uns schon erzählt haben, ganz, ganz viel Übungen und Praxis und viele wertvolle Einblicke. Das hilft euch dabei, Orientierung für euren späteren Berufsweg zu finden. Herauszufinden, was euch Spaß macht. Und natürlich lernt ihr dabei auch viel wichtiges Handwerkszeug in einem realitätsnahen OP-Setting und in einem super Betreuungsverhältnis.

Toni: Und drittens, wie ihr schon gehört habt, macht das allen sehr viel Spaß. Das ICARos-Team macht das ehrenamtlich. Ihr müsst euch also am Ende auch keine Sorgen machen. Die Stimmung ist gut und Fehler machen ist völlig okay. Und nicht zu vergessen als vierte Zusatz Main Take-away. Die haben zwei Preise gewonnen.

Lena: Jeey! An alle Medizinstudis und baldigen Medizinstudis oder auch ehemaligen Medizinstudis, die uns zuhören, schreibt uns doch gerne mal und meldet euch. Und wenn ihr ein anderes interessantes Fach studiert und das auch gerne mal hier im Podcast vorstellen möchtet, dann schreibt uns auch sehr gerne.

Toni: Feedback nehmen wir natürlich auch super gerne an.

Lena: Ja, ihr erreicht uns via Instagram mit einer DM an den Account "Studieren mit Meerwert".

Toni: Das wird alles klein und zusammengeschrieben und mit doppelt E wie das Meer.

Lena: Oder durch eine Markierung in einem Beitrag oder in einer Story mit dem Hashtag #StudierenMitMeerwert oder mit dem Hashtag #CampusInsightsMV. Die Kontaktmöglichkeiten, ihr kennt es, stehen wie immer in den Shownotes.

Toni: So, und das war's für heute. Wir verabschieden uns.

Lena: Und wir freuen uns schon total auf die nächste Folge. Bleibt gespannt.

Toni: Wir sagen vielen Dank fürs Zuhören und bis bald.

Lena: Ciao.

 

Der Podcast “Campus Insights MV” ist Teil des Projekts "Studieren mit Meerwert".
Eine Kampagne des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Produziert im Auftrag des Landesmarketings MV.

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Der Podcast für Tipps, Tricks und Themen rund um euer Studium mit Meerwert
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