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FOLGE 6 - CAMPUS INSIGHTS MV - STUDIEREN MIT MEERWERT.

Lena: Greifswald ist die einzige Universität mit einer Moorkundeprofessur in ganz Deutschland.

Gerald: Das ist ein total relevantes Thema. Wir müssen diese More anpassen, wir müssen sie wieder nass machen.

Taline: Ob es jetzt Richtung Umwelt, Sport, Kreatives geht, also da ist einfach super viel Aktion von Seite der Studis da.

Toni: Hallo und herzlich willkommen beim Podcast “Campus Insights MV - Studieren mit Meerwert”! Schön, dass ihr dabei seid.

Lena: Euch begrüßen hier wieder Toni und Lena, heute zur Folge 6, in der sich bei uns alles die Moorforschung an der Universität Greifswald dreht.

Toni: Bevor wir unsere Expertin und unseren Experten der Folge begrüßen, schauen wir aber nochmal kurz zurück auf die letzte Folge.

Lena: Beim letzten Mal haben wir hier nämlich mit Paul gesprochen. Er hat die Universität Greifswald, die Hochschule Stralsund und die Hochschule Neubrandenburg als Student kennengelernt und uns sehr viel über seine Zeit dort erzählt. Er war da nämlich nicht nur Student in Anführungsstrichen, sondern hat sich auch sehr viel für die Hochschulen engagiert, war im Studierendenparlament und im Senat und hat euch erklärt, warum dieses Engagement eigentlich so wichtig ist und warum ihr euch vielleicht auch überlegen solltet, dort mitzumachen.

Toni: Dann ging es aber auch noch darum, wie man ein Auslandssemester organisiert und wie man den Berufseinstieg nach der Uni schafft und was dabei helfen kann. Ja, es war wirklich eine vollgepackte Folge, aber ihr fandet es super. Paula hat uns zum Beispiel geschrieben, dass ihr das sogenannte MV-Netzwerk auch total bei der Jobsuche nach dem Studium geholfen hat. Sie hat schon im Studium durch Seminare in kleinen Gruppen und ein sehr gutes Betreuungsverhältnis eine Menge Menschen kennengelernt, mit denen sie auch nach dem Studium in Kontakt geblieben ist.

Lena: Ja, das ist wirklich total viel wert. Und wenn ihr wissen wollt, was das MV-Netzwerk ist, hört euch doch nach dieser Folge auch noch bei Folge 5 an, wenn ihr das noch nicht gemacht habt. Und an alle anderen Zuhörer und Zuhörerinnen macht es doch so wie Paula und schreibt uns eine Instagram DM an den Account studierenmitmeerwert..
Toni: Alles klein und zusammengeschrieben und mit doppel E wie das Meer.

Lena: Oder durch eine Markierung in einem Beitrag oder in einer Story mit dem Hashtag #studierenmitmeerwert oder Hashtag #campusinsightsmv. Die Kontaktmöglichkeiten stehen wie immer in den Shownotes. Okay, los geht's mit der Folge. Wir sprechen heute über das Studium an der Uni Greifswald. Die Universität Greifswald wurde schon 1456 gegründet und ist damit eine der ältesten akademischen Bildungsstätten Europas. Sie ist eine traditionsbewusste und zugleich moderne, international orientierte Forschungsuniversität. Und an der Uni Greifswald könnt ihr 117 Studiengänge in den Bereichen Lebenswissenschaften, Rechts-und Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften, Geistes-und Sozialwissenschaften, aber auch in Theologie und Medizin studieren. Ihr habt dort also wirklich eine ziemlich große Auswahl an Möglichkeiten.

Toni: Und ich habe noch einen wichtigen Fakt. Das Thema Nachhaltigkeit ist an der Uni richtig groß geschrieben. Deshalb will sie bis 2030 klimaneutral werden.

Lena: Oh, krass, das ist ja echt beeindruckend. Und es passt auch voll gut zu unserer heutigen Folge. Wir stellen euch heute nämlich ein besonders nachhaltiges und spannendes Fachgebiet vor, und zwar die Moorforschung. Denn die Uni Greifswald ist die einzige Universität mit einer Moorkundeprofessur in ganz Deutschland.

Toni: Moorforschung und unser Podcast über Studieren in MV, da dachte ich auch erst so: Hä, wie hängt das zusammen? Aber dann habe ich in einem Artikel gelesen, dass Moore in MV rund 12% der Landesfläche ausmachen und dass 30% aller Treibhausgase in MV aus den Mooren kommt. Scheint also echt ein wichtiges Thema zu sein.

Lena: Und wir haben hier im Bundesland seit Januar 2023 auch den ersten und bisher einzigen Moor-Professor Deutschlands und mit der Uni Greifswald, also eine echte Moorforschungshochburg.

Toni: Also gut, dass wir uns im Podcast um das Thema kümmern und uns dafür natürlich auch die richtigen Gäste eingeladen haben. Wir sitzen aber heute alle ganz verteilt in MV.

Lena: Ja, deshalb sind sie heute zugeschaltet bei uns im Podcast. Wir begrüßen Prof. Gerald Jurasinski und Taline de Boer

Toni: Schön, dass ihr hier seid.

Gerald: Hallo.

Taline: Ja, guten Morgen. Schön, dass ich hier sein darf.

Lena: Wie bei jedem Gast hier im Podcast haben wir vorher natürlich mal recherchiert und geschaut, was das Internet über euch weiß. Und wir starten mal mit dir, Taline. Du hast deinen Bachelor in Landschaftsökologie und Naturschutz an der Universität Greifswald schon abgeschlossen. Und aktuell schreibst du an deiner Abschlussarbeit im passenden Master, der heißt Landscape Ecology and Nature Conservation. Dabei wünschen wir dir schon mal ganz viel Erfolg. Und du hast mal das Naturschutzgebiet Karrendorfer Wiesen auf der Insel Koos betreut.

Toni: Du scheinst also ein richtiger Naturmensch zu sein. Und die Nachfrage: Stimmt das alles? Und möchtest du noch was ergänzen?

Taline: Ja, das stimmt so. Es war schon immer eine gewisse Begeisterung für die Natur da. Zu Schulzeiten war das allerdings noch nicht so ausgeprägt, würde ich sagen. Aber nach dem Abi habe ich dann einen Freiwilligendienst im Nationalpark Wattenmeer gemacht. Und da ist dann diese Begeisterung für Naturschutz oder generell Nationalparks, größere Naturlandschaften in Deutschland entstanden.

Lena: Vielen Dank. Weiter geht's mit dir, Gerald. Erstmal Fun Fact: Für dich ist Podcast gar nicht neu. Du hast schon Radioerfahrung gesammelt. Das ist sehr praktisch für uns. Aber wir kommen mal zurück zum eigentlichen Thema. Seit Januar 2023 bist du Inhaber der Moor-Professur an der Universität Greifswald und damit bist du Deutschlands erster und einziger Moor-Professor. Du bist der Arbeitsgruppenleiter der AG Moorforschung an der Uni Greifswald. Ihr forscht und ihr unterrichtet die Studierenden der Studiengänge Biologie und Landschaftsökologie und Naturschutz in allen Themen mit Moorbezug. Vorher hast du auch schon ganz, ganz viel in der Forschung und Lehre gemacht. Wir haben aus deinem sehr langen Lebenslauf jetzt einfach mal einiges rausgesucht. Du warst unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landschaftsplanung und Landschaftsökologie an der Uni Rostock. Da hast du auch vorher studiert. Das heißt, du kennst die Uni Rostock und du kennst die Uni in Greifswald. Aber du hast auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Biogeographie an der Uni Bayreuth gearbeitet. Und von 2014 bis 2017 warst du kommissarischer Leiter der Professur Landschaftsökologie und Standortkunde.

Toni: Wir haben aber auch schon ganz viel über deine Themen in Sachen Forschung und Lehre gelesen. Aber gib uns doch bitte mal einen kurzen Überblick: Was sind deine Schwerpunkte und an welchen Forschungsprojekten arbeitest du gerade?

Gerald: Oh, das ist ganz schön viel. Aber ich versuche es mal. Also das, wo ich herkomme, sozusagen aus meiner Postdoc-Phase, dieses Treibhausgas, Austausch von Moor-Ökosystemen, das spielt natürlich immer noch die größte Rolle. Also da machen wir die meisten Projekte. Aber in Greifswald laufen ja auch sehr viele Projekte zur Umsetzung, zur Paludikultur. Also, wie kriegt man Paludikultur in die Fläche? Da geht es auch um Stakeholder-Dialog und wie bringt man die Technik voran? Ich bin gerade hier in Potsdam auf einem Projekttreffen gewesen. Da geht es darum, wirklich die Veredelung der Biomasse weiter voranzutreiben, damit man Angebote machen kann für die Landwirtinnen und Landwirte. Und wir machen aber auch Forschung zur besseren Wiedervernässung oder zur Steigerung der Erfolge von Wiedervernässung von Hochmoorstandorten, für den Naturschutz. Also da geht es ja nicht Nutzung wie bei der Paludikultur, sondern wirklich darum, wie kann man schneller wieder ein wachsendes Moor erzeugen?

Lena: Ja, voll spannend. Hast du sonst noch was zu ergänzen zu deiner kleinen Vorstellung von uns? Gibt es noch etwas, was du da anfügen möchtest? Etwas Wichtiges, was wir vielleicht vergessen haben?

Gerald: Gute Frage. Ja, also wie man so zum Moor kommt vielleicht. 

Lena: Ja, gerne. 

Gerald: Für viele Leute, die in Greifswald studieren, ist es tatsächlich ja quasi schon gegeben, weil eben auch die Ausbildung im Moorbereich eine große Rolle spielt. Bei mir war das nicht so, weil ich ja Landeskultur und Umweltschutz in Rostock studiert habe. Und ich habe aber trotzdem schon relativ früh im Studium auch Kontakt zu Mooren gehabt und war gleich fasziniert. Und zwar war ich auch als Tutor begleitend, dann tätig in dem landschaftsökologischen Feldpraktikum. Da ging es hauptsächlich Vegetationsökologie. Das war zusammen mit meinem dann zukünftigen Doktorvater, Herr Beierkuhnlein, mit dem ich dann gemeinsam nach Bayreuth gegangen bin. Und da waren wir im Osterwald auf dem Zingst und mittlerweile ist der wiedervernässt. Da waren wir auch ein bisschen mit dran beteiligt mit meinem damaligen Doktoranden. Der hat da auch einen kleinen Auftrag angenommen und hat so die Vorplanung gemacht. Und schon da war ich fasziniert vom Moor als Ökosystem sozusagen. Was auch interessant war, war der Zeckenreichtum. Weil ich erinnere mich noch sehr gern an dieses, ist ja so ein bisschen später im Studium, da ist man auch schon ein bisschen lockerer mit allem und wir waren dann, obwohl es noch relativ kalt war, waren wir dann immer nach den Feldeinsätzen in der Ostsee baden und haben dann nachher später recherchiert, wie warm das eigentlich war oder wie kalt das war. Und das waren irgendwie 13 Grad das Wasser. Also das ist für mich dann schon, ich bin nicht so ein Winterbader, das war für mich dann schon grenzwertig. Aber deswegen habe ich da immer noch sehr lebendige Erinnerungen an dieses vegetationsökologische Praktikum, was aber eben auf Moorstandorten stattgefunden hat.

Lena: Gut, jetzt kennen euch unsere Zuhörer und Zuhörerinnen also ein bisschen besser und wir können richtig starten mit dem Interview.

Toni: Genau. Direkt zur ersten Frage, Taline: Erzähl uns gerne mal was von deiner Studienzeit. Wie ist es so in Greifswald zu studieren und was macht es für dich aus, da zu studieren?

Taline: Ja, Greifswald ist auf jeden Fall eine relativ kleine und übersichtliche Stadt. Also geboren und aufgewachsen bin ich in Hamburg und das ist natürlich schon ein großer Unterschied. Ich habe das aber immer sehr genossen. Ja, die Wege sind kurz, gibt von allem irgendwie so ein bisschen, aber nicht so, man wird nicht so überladen, was ja gerade auch schön ist, wenn man irgendwie als junger Mensch in eine neue Stadt kommt. Dadurch, dass die Stadt so klein ist und auch das Angebot, sag ich mal, begrenzt ist, stellen die Studis oder die jungen Menschen auch ziemlich viel selber auf die Beine. Also es gibt relativ viele Gruppierungen, Organisationen in allen möglichen Bereichen, also sei es irgendwelche politischen Aktivitäten, ob es jetzt Richtung Umwelt, Sport, Kreatives geht. Also da ist einfach super viel Aktion von Seite der Studis da. Und es ist super einfach, sich da auch einzuklinken. Also es ist sehr leicht, da selber irgendwie Teil von zu werden.

Lena: Okay, dein Bachelor hast du schon gemacht in Greifswald, den hast du gemacht in Landschaftsökologie und Naturschutz. Und jetzt schließt du ja gerade deinen Master, also den Folgemaster ab. Gib uns doch mal einen kleinen Überblick. Was hast du bisher so gelernt? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen dem Bachelor und dem Master? Also wirklich nur einmal Überblick.

Taline: Also die Landschaftsökologie beschäftigt sich hauptsächlich mit Ökosystemen und damit, wie Landschaften entstehen bzw. wieso ist die Landschaft, wie sie so ist und welche Prozesse haben dazu geführt, dass sie so ist, wie sie ist? Und da gibt es dann eben einfach unterschiedliche Themen, die man sich angucken kann. Also sei es jetzt der Wasserhaushalt, der Stoffkreislauf, die Vegetation, die Tiere, die dort leben. Es gibt einfach viele unterschiedliche Faktoren, die man sich eben anguckt und dann aber generell sich einfach eher die größeren Prozesse anguckt, die da stattfinden. Und dann wird in Greifswald und das würde ich auch so hervorheben, das ist das Besondere auch, wird der Naturschutz als interdisziplinäres Thema betrachtet, was eben nicht nur diese Naturwissenschaften sind, sondern auch eine ethische Perspektive hat oder eine ethische Seite. Und wir gucken uns auch die ökonomischen Aspekte an. Das ist im Bachelor schon so und das ist auch im Master so. Da wiederholen sich auch ein paar Sachen. Das ist eben so, weil nicht alle, die den Master machen, haben auch den Bachelor gemacht, da werden erstmal alle auf einen Stand gebracht. Ansonsten ist der Unterschied, würde ich sagen, dass der Bachelor eher noch anwendungsorientierter und praxisbezogener ist. Man ist mehr draußen, man arbeitet projektbezogener und der Master ist dann schon eher forschungsorientiert. Der ist auch dafür ausgelegt für Leute, die später in die Forschung gehen wollen. Es wird viel wissenschaftlich gearbeitet, es wird viel mit wissenschaftlichen Papern gearbeitet und das Ziel ist eben, Forscherinnen und Forscher auszubilden.

Lena: Und wie viele wart ihr so im Bachelor? Wie viele seid ihr jetzt im Master?

Taline: Im Bachelor waren wir, glaube ich, so 35 und im Master sind wir knapp über 20.

Lena: Das ist ja richtig gut. 

Taline: Ja, ein Unterschied ist natürlich auch noch, dass der Bachelor auf Deutsch ist, wie dein Name schon sagt und der Master ist auf Englisch. Und im Master sind eben auch internationale Studierende dabei.

Lena: Ah, cool. Und ist dir das schwer gefallen, das dann halt auf Englisch zu switchen? Also wenn der Bachelor noch in Deutsch war?

Taline: Also ich hatte im Bachelor auch schon einige Vorlesungen auf Englisch und deswegen ging das eigentlich, weil ja auch die Vorlesung von nicht englischen Muttersprachler*innen gehalten werden. Deswegen finde ich persönlich, dass es immer ein bisschen leichter ist zu folgen.

Lena: Das heißt, man wird schon darauf vorbereitet, quasi so ein bisschen?

Taline: Genau. Also ja, die versuchen natürlich auch, sich möglichst einfach auszudrücken. Deswegen finde ich das eigentlich relativ einfach.

Toni: Okay, und jetzt kommen wir zum Moorkunde. Das ist ja an sich kein Studienfach. Also, wie ist die Moorkunde in die Studienfächer integriert und was sind Teile der Moorkunde? Was lernen die Studierenden dabei?

Gerald: Das ist relativ breit gefächert, weil es gibt natürlich so eine Einführung in die Moorkunde, wo man das Moor an sich kennenlernt. Aber es gibt auch so sag ich mal Schönwetter-Vorlesungen wie “Moore der Erde”, wo man tatsächlich dann so ein bisschen Überblick bekommt, sehr viele Bilder sieht und sich das auch vorstellen kann, wie das dann da aussieht. Aber auch so was wie “Stoffumsatz in Mooren”, was jetzt gerade läuft, “Restoration Ecology”, das ist ja dann im Master. Und es gibt auch noch Sachen zum Gasaustausch, da ist in Greifswald eigentlich so ein Ansatz entwickelt worden von meinem Kollegen John Couwenberg, “GEST”, also Gas-Emissions-Standort-Typen. Das ist eigentlich wie so eine Datenbank von Emissionsfaktoren. Bei welcher Vegetation wird was emittiert? Wie viel ist das dann? Und das ist aber nicht so einfach. Man kann sich nicht einfach die Tabelle nehmen und damit losarbeiten. Man muss das lernen, wie man damit umgeht, wie man das zu bestimmten Vegetationstypen zuordnet. Und da gibt es auch noch mal einen Kurs. Das ist relativ viel auch so Blockkurse, die dann auch für Externe angeboten werden. Da kommen wir vielleicht nachher noch drauf. So was wie ein Torf-Kurs, also wo man erkennen kann, was im Torf eigentlich gespeichert ist, was für Pflanzen und so weiter. Oder auch einen Pollen-Kurs, wo es dann noch mal mehr ins Detail geht mit diesen mit den paleoökologischen Ansätzen. Das heißt also Kerne ziehen im Moor und dann in tiefen Schichten sich anschauen, was sozusagen dort abgelagert wurde. Dann kann man das auch so zeitlich zuordnen, wenn man noch ein paar Datierungen macht und kann dann quasi Landschafts-Historie auch ermitteln. Und diese Paläoökologie, die war auch, sag ich mal, der Ausgangspunkt für die Entwicklung der jetzt so breit aufgestellten Moorforschung in Greifswald und ist aber immer noch ein Element des Lehrportfolios. Genau. Also es ist so, dass wir tatsächlich im Bachelor zum Beispiel Landschaftsökologie und Naturschutz derzeit quasi eigentlich nur im Wahlbereich auftauchen. Wir ändern es jetzt gerade so, dass es eben so eine Grundvorlesung auch im Bachelor gibt, wo man sozusagen den ersten Einblick bekommt. Und dann ist das sehr stark masterorientiert. Also sozusagen, dass man im Master dann wirklich auch die verschiedensten Kurse belegen kann. Aber es ist so, dass wir auch aus dem Bachelor guten Zuspruch bekommen. Wir sind eingeflochten manchmal. Der Bachelor ist relativ breit aufgestellt in Landschaftsökologie und Naturschutz. Und wir sind dann aber eingeflochten in zum Beispiel so ein landschaftsökologisches Großpraktikum, wo so verschiedene, wo eigentlich verschiedene Professuren des Instituts für Botanik und Landschaftsökologie ihre Elemente quasi vorstellen, also was man so draußen auch dann mit der Exkursion und so ein bisschen Praktikumsinhalten verbinden kann. Und da sind wir auch dabei und gehen dann schon mal ins Moor, zeigen schon mal, wie man so eine Moorklappsonde einbringt und dann diesen Torfkern entnimmt und diskutieren darüber, was man daraus lernen kann und so. Aber da geht es natürlich noch nicht in die Tiefe. Das ist eher auch wirklich zum Anteasen, um so ein bisschen das zu zeigen, was man dann auch weiter hier machen kann, sozusagen.

Lena: Das heißt, ich stelle mir das jetzt gerade so vor, dass man die Grundlagen in einer typischen Lehrumgebung, also ich sag mal Vorlesungen, Seminar halt irgendwo drinne hat. Aber ihr geht dann auch wirklich raus und seid in der Natur.

Gerald: Das ist total wichtig. Das ist im Allgemeinen tatsächlich auch bei diesen ganzen Studiengang so Landschaftsökologie und Naturschutz, dass der sehr auch praxisorientiert ist, auch im, also nicht nur draußen, auch im Labor, zum Beispiel bei anderen Professoren. Aber bei uns ist natürlich unser Untersuchungsgegenstand ist in der Landschaft draußen. Und deswegen ist es eigentlich ja zwingend erforderlich, auch draußen Vermittlung von Wissen zu machen. Das ist organisatorisch nicht immer ganz einfach. Aber wir haben ja auch ein bisschen Moore direkt um Greifswald drumherum, sodass man quasi z. B. zum Kieshofer Moor mit dem Fahrrad fahren kann, um dann dort die ersten Einblicke in Moor Standorte zu gewinnen.

Lena: Ah ja, klingt sehr gut. Wie viele Leute sind denn da immer mit euch unterwegs? Ist das immer unterschiedlich wie groß die Gruppe an Studierenden ist, mit denen ihr da rausgeht?

Gerald: Das wird immer mehr. Und jetzt gerade, ich bin gerade unter dem Eindruck des neuen Semesters, wo jetzt quasi eigentlich das ein bisschen überbucht ist. Also wir haben mehr Leute als normalerweise da studieren. Das ist auch im Bachelor ein relativ kleiner Studiengang. Das ist nicht wie bei BWL oder so, wo da 300 Leute studieren. Aber es waren in der Vergangenheit immer so ein bisschen über 40. Aber jetzt haben wir 59 eingeschriebene Studierende und das wird noch interessant, wie wir das dann machen. Da müssen wir wahrscheinlich dann auch zwei oder dreimal rausgehen. Also das Gleiche wiederholen, damit es einfach von den Gruppengrößen her passt. Oder wir müssen gucken, dass wir mit dem Lehrpersonal noch ein bisschen einfach bei den Kolleginnen und Kollegen werben. Wir haben ja sozusagen eine breite Gruppe an Leuten, die jetzt auch gar nicht unbedingt immer zentral an der Uni sind, sondern im Greifswald Moor Centrum aktiv, die aber gerade bei solchen Sachen natürlich dann noch mal direkt aus ihrem wissenschaftlichen Leben sozusagen direkt aus ihren Projekten berichten können. Und dann kann man das ein bisschen auf breitere Schultern verteilen. Unser Anspruch ist immer, dass wir gut ansprechbar sind und dass wir sozusagen auch eine gute Betreuung auch bei solchen Veranstaltungen leisten können. Es macht ja keinen Sinn, wenn man rausgeht und dann die Hälfte der Leute kriegt es eigentlich nicht mehr mit, weil die Gruppe zu groß ist. Da muss man ein bisschen gucken.

Lena: Ja, spannend. Warum denn eigentlich Moorforschung? Also warum ist das nicht nur für euch bzw. auch für die Studierenden total interessant, sondern eigentlich für alle, also jetzt zum Beispiel auch für Toni und mich ein wichtiges Thema.

Gerald: Drei Elemente hat das sozusagen. Das eine ist, dass Moore sehr große Kohlenstoffspeicher sind und das wissen wahrscheinlich einige, die hier zuhören: Kohlenstoff macht uns ein bisschen Sorgen, weil wir davon viel zu viel aus der Erde holen, fossilen Kohlenstoff und verbrennen und in die Luft blasen. Und dann ändert sich das Klima und wir sehen das gerade sehr deutlich, wie wir hier sozusagen mit der Erwärmung und den Veränderungen des Klimas zu tun haben. Und da tragen entwässerte Moore speziell dazu bei. Also nasse More, die funktionieren, die also nicht irgendwie von Menschen verändert sind, die eigentlich nicht. Die spielen langfristig gesehen eher eine Rolle, dass sie das Klima im Holocene, also seit der letzten Eiszeit, gekühlt haben insgesamt, weil sie eben von dem CO2, was in die Atmosphäre kommt, etwas aufgenommen haben und dauerhaft weggespeichert haben. Aber wir haben ja sehr viele unserer Moore entwässert. Gerade im temperaten Europa ist es teilweise, 95, 99 Prozent der Standorte sind angefasst und verändert worden. Und gerade in Mecklenburg-Vorpommern spielt das eine riesengroße Rolle, weil wir sind Flächenland. Wir haben wenig Industrie, wenig Leute, aber wir haben viele Moore. Das sind so 13 Prozent der Fläche und auch die sind ja weitestgehend vollständig entwässert worden und tragen dadurch jetzt sehr viel zur Gesamt Treibhausgasbilanz des Landes bei. Das ist ein total relevantes Thema. Wir müssen diese More anfassen, wir müssen sie wieder nass machen, weil wir ansonsten mit so Zielen von Klimaneutralität und so einfach nicht vorankommen. Natürlich müssen wir auch die anderen Sektoren angehen, das darf man nicht vergessen. Man muss von den Verkehrsemissionen runter, man muss im Gebäudesektor arbeiten und so weiter. Aber gerade in Mecklenburg-Vorpommern sind das nahezu ein Drittel der Gesamtemissionen, die aus entwässerten Mooren kommen. Das heißt, wenn wir da nichts machen, dann können wir irgendwann alle Elektroautos fahren oder besseren ÖPNV haben, vegan essen. Das ändert sich nicht. Die werden dann anteilsmäßig immer größer, wenn wir einfach so weitermachen würden mit der Bewirtschaftung. Und deswegen sind die More eben da total wichtig. Und wir wissen ja eigentlich, warum das so ist und wie das im Grundsatz funktioniert. Aber Moorforschung ist deshalb auch interessant, weil die wiedervernässten Moore, die sind nicht vergleichbar direkt mit den naturnahen Mooren. Ich sage immer naturnah, weil bei uns gibt es eigentlich keine natürlichen mehr in dem engeren Sinne. Und deswegen ist es wichtig und das machen wir auch nicht nur mit den Kolleginnen und Kollegen der Moorforschung, sondern auch mit vielen anderen versuchen wir besser zu verstehen, wie sozusagen diese dann neuartig entstehenden Moore, wie die eigentlich funktionieren. Man kann also nicht ins alte Moor, was ich, guckt mal in Polen, ach da ist ja noch was, was so dem entspricht, dann gucken wir uns mal an, wie das funktioniert. Aber diese dann wiedervernässten verändern sich sozusagen und sind nicht genau das Gleiche. Sie haben dann eine bessere Kohlenstoffbilanz. Aber das ist unser Anspruch, da noch besser zu verstehen, wie die dann eigentlich funktionieren und was man im Management verbessern kann, damit eben möglichst wirklich die Klimabilanz am besten ist und damit man aber dann auch dort was produzieren kann. Zum Beispiel für die Landwirtschaft die sogenannte Paludikultur. Der Begriff wurde auch in Greifswald entwickelt und da ist noch viel zu tun. Aber wir begeben uns jetzt gerade sehr intensiv mit vielen neuen startenden Projekten auf den Weg.

Toni: Ganz kurz zu dem Begriff, den hast du vorhin schon erwähnt, “Paludi”. Kannst du den vielleicht noch mal erläutern?

Gerald: Ja, na ja, man kennt ja sozusagen Agrikultur, also dass man quasi das Land bewirtschaftet, um landwirtschaftliche Produkte zu erzeugen. Und das ist eine Idee, die letztlich von Hans Joosten entwickelt wurde. Das “Palus” steht für Sumpf und “Kultur” eben für diese Inkultur-Nahme, damit man einen knackigen Begriff hat, um darüber zu sprechen. Wenn wir sagen, und dann gab es auch längere Zeit noch so einen Definitionschaos, trotzdem, was ist das eigentlich genau? Und das ist sozusagen Torf-erhaltende Bewirtschaftung auf Moorstandorten. Und Torf-erhaltende heißt immer, es muss nass sein. Ideal nass, sag ich mal, würde bedeuten, im Jahresmittel ist der Wasserstand, da haben wir große Metastudien zu gemacht und es gibt auch andere, die das genauso bestätigt haben. Der ideale Wasserstand ist so zwischen der Geländeoberkante und minus 10 Zentimeter unter der Geländeoberkante. Und wenn man im Jahresmittel irgendwo da so den Wasserstand hat, dann ist es optimal für die Treibhausgasemissionen. Weil so ein Moor ist, nämlich so, dass wenn es trocken ist, kommt CO2 raus. Aber wenn es nass ist, kommt Methan raus. Und da kommen also beide Male Treibhausgase raus. Aber es gibt sozusagen so Sweet-Spots, wo sozusagen die CO2 Aufnahme optimal ist und die Methan Abgabe noch relativ niedrig ist. Und weil sich die Gase unterschiedlich verhalten in der Atmosphäre, ist es zwar jetzt heute quasi dann noch eine kleine Klimabelastung, aber wenn man das über die Zeit betrachtet, dann erledigt sich der Methan-Effekt. Und das muss man immer wieder erklären und sagen, oh ne, das können wir nicht wiedervernässen, da kommt ja Methan raus - dann müssen wir immer sagen, na ja, ist richtig, aber wenn man das Gesamtbild betrachtet, ist die CO2 Emission, die man einspart, immer die relevantere.

Lena: Ich finde das total interessant, wie viel ihr auch dazu forscht. Also wir haben im Intro schon gesagt, Greifswald ist halt eine Forschungs-Uni und dementsprechend auch ausgerichtet. Total spannend.

Toni: Ich finde das sehr, sehr interessant, dass da dann quasi auch für diese Gebiete, die zwar schon beforscht werden, aber immer wieder noch irgendwas entsteht, was noch gar nicht richtig geklärt ist, was erst mal auf einen einheitlichen Standard gebracht werden muss.

Lena: Und ihr kümmert euch quasi darum, dass das so gemacht wird.

Gerald: Genau. Wir kümmern uns darum und wir machen auch so, also wir hatten mal ein großes Projekt, das war aus der Landesexzellenzinitiative, da habe ich als Rostocker Partner teilgenommen, aber es waren viele Greifswalder:innen auch dabei. Das war so eine wirklich Rostock-Greifswald-Kooperation mit verschiedenen Professoren aus beiden Unis. Und das hieß “WETSCAPES”. Es geht nicht nur die Moore, wenn wir über Wiedervernässung sprechen. Wir müssen insgesamt mit Wasser in der Landschaft anders umgehen. Und das ist eben auch so eine Idee, mit dem Begriff “WETSCAPES” das auch transportiert, dass das quasi auch in dieser Einbettung in der Landschaft total wichtig ist. Jetzt nicht nur genau an das Moor zu denken, sondern man muss eben auch schauen, was drumherum passiert, um erfolgreich zu sein, zum Beispiel mit der Wiedervernässung.

Toni: Jetzt hat Gerald uns schon einen Einblick gegeben. Wie bist du zum Moor gekommen? Was fasziniert dich daran Taline?

Taline: Ja, also Greifswald ist ja so eigentlich der Moorstandort in Deutschland. Deswegen kommt man an dem Thema eigentlich kaum vorbei, würde ich sagen. Also es gibt in Greifswald das Greifswald Moor Centrum und verschiedene andere Organisationen, die sich explizit mit dem Thema beschäftigen, und zwar nur mit dem Thema und alles mögliche daran forschen, weil in Mecklenburg-Vorpommern das Moor einfach eine große Rolle spielt. Also große Teile des Landes sind eben entwässerte Moorböden und in Mecklenburg-Vorpommern sind die Moore ja auch für einen Großteil der CO2-Emissionen verantwortlich. Deswegen spielt das hier einfach so eine große Rolle, einfach aufgrund der Landschaft und der Geschichte des Bundeslandes, sag ich mal. Dann hatte ich einfach ein paar Veranstaltungen während des Bachelors und des Masters schon zum Thema Moor und war schon immer fasziniert von dem Thema, weil es eben einfach ein ganz besonderer Lebensraum ist. Es ist irgendwie nicht so richtig ein Land, es ist nicht so richtig Wasser, es ist irgendwie so was dazwischen. Es kommen ganz viele spezifische Pflanzenarten darauf vor, die ganz besondere Anpassungen haben, mit den extremen Lebensbedingungen klarzukommen. Und was natürlich auch im Moment einfach ein super wichtiges Thema ist, ist eben das Thema Moore als Klimaschützer. Wie gesagt, sie sind für die Treibhausgasemissionen zu stark verantwortlich und deswegen wird eben probiert, da an allen Stellschrauben zu drehen, das eben einzudämmen.

Toni: Also insgesamt, der Moorschutz geht uns ja dann damit schon wieder alle was an.

Lena: Ja, und das ist doch ein super Stichwort. Wir machen jetzt erst mal eine kleine Pause, holen uns was Neues zu trinken. Das könnt ihr auch gerne machen. Und dann sind wir gleich wieder zurück.

Toni: So, wir sind zurück aus der Pause, haben einen Schluck getrunken und wir gehen direkt zurück zum Thema Studium. Für alle Zuhörerinnen und Zuhörer vom Podcast, die sich jetzt vielleicht überlegen, ob sie dann auch in die Richtung Landschaftsökologie und Naturschutz gehen wollen: Für wen ist das Thema was? Also wie sollte man sein, um mit dem Studium und dem Thema glücklich zu werden? Und was sollte man als zukünftiger Student mitbringen?

Gerald: Für alle würde ich sagen. Also ich bin immer der Meinung, dass wir eigentlich auch in der Schule viel mehr über die quasi uns umgebende Natur und über unsere Landschaften sprechen müssen. Das kommt mir manchmal so ein bisschen in den Schulcurricula zu kurz, zum Beispiel in der Geografie, die sehr stark sozial und wirtschafts-geografisch ausgerichtet ist. Weil das sind letztlich die Grundlagen. Wenn wir da nicht drauf achten und das nicht in Ordnung bringen, dann kommen wir nicht zurecht, sozusagen. Aber natürlich ist das was für Leute, die gerne draußen sind, die sozusagen auch einen Bezug schon zu Natur und Umwelt haben. Aber das ist ja immer so eingeschränkt. Ich habe zum Beispiel mal einen Kumpel gehabt, der hat dann gesagt, ich studiere jetzt Informatik und alle so: Hä, du hast doch noch nicht mal einen Computer. Ja, ich will es ja halt lernen, deswegen studiere ich das jetzt. Und der ist tatsächlich Programmierer geworden. Aber der hat das sozusagen dann erst angefangen, weil er das irgendwie so spannend fand. Aber er hatte keinen Background. Immer diese Idee, dass man schon, keine Ahnung, schon in der NABU-Gruppe gewesen sein muss, damit man das studieren kann. Es ist natürlich so, dass es viele Leute anspricht, die schon so einen Hintergrund haben, weiß ich, zum Beispiel ein FÖJ gemacht haben und sowas. Aber das muss ja nicht so sein. Also alle Leute, die sich vorstellen können, quasi die Funktionsweise von Natur und Landschaft besser zu verstehen. Und ganz wichtig - das ist das Spannende in Greifswald - nicht nur das Verständnis, sondern auch direkt, wie kann man besser damit umgehen? Also das Umsetzen, Naturschutz, auch ethische Fragestellungen, also wirklich auch so dieses gesellschaftliche Spannungsbild, was damit einhergeht, das sind ja immer Konfliktfelder. Alle diese Sachen werden in Greifswald in diesen Studiengängen adressiert. Und deswegen ist es natürlich gerade für Leute, die sich vorstellen können, dann in die NGO zu gehen, in den Staatsdienst zu gehen, aber auch in der zum Beispiel vielleicht Landwirtschaft oder so, dann wirklich Dinge umzusetzen, die dort bitter nötig sind, sozusagen. Also die sind gerne willkommen in Greifswald zu studieren. Ich glaube, das ist ein sehr spannendes Portfolio. Es hatte immer in der Vergangenheit so ein bisschen das, sage ich mal, das Geochemische und so war so ein bisschen unterbelichtet. Aber zum Beispiel ist jetzt bei meinem Kommen nach Greifswald ist so ein bisschen auch ein Element nicht nur das einzige, es gibt auch mehr, wo das noch ein bisschen stärker wird. Also es ist letztlich die Breite, die noch größer wird, jetzt neben dem Organismischen und Umwelt und Gesellschaft jetzt auch noch in diese geochemischen Grundlagen. Und damit ist das ein sehr, sehr spannendes, breites Portfolio, was man in der Form eigentlich nirgendwo anders bekommen kann.

Toni: Okay, Taline, wie siehst du das?

Taline: Also grundsätzlich kann man natürlich sagen, dass die Studiengänge für alle offen sind. Wichtig ist natürlich eine gewisse Begeisterung für das Thema, aber das kann man, glaube ich, auch auf alle Studiengänge übertragen. Also wenn man sich dafür nicht interessiert, nicht begeistern kann, dann sollte man sich vielleicht noch mal umgucken, ob es vielleicht auch andere Themen gibt, die interessant sind. Ansonsten ja, gerade in der Feldarbeit, also der Arbeit draußen im Gelände, ist es natürlich wichtig, dass man da ein gewisses Durchhaltevermögen hat. Also gerade im Moor ist es oft kalt und nass und wenn man da Proben nimmt, sollte man da auf jeden Fall keine Scheu haben, auch mal ein paar Stunden am Stück draußen zu verbringen. Ja, ansonsten vielleicht auch eine gewisse Frustrationstoleranz, wenn es gerade solche Themen wie Klimaschutz geht. Und ja, also das ist halt einfach nicht so, dass man sagt, okay, wir müssen die Moore wiedervernässen und dann macht man das einfach, sondern es gibt da sehr viel Konfliktpotenzial, auch mit Landwirtinnen und Landwirten, mit Anwohner:innen, dass man sich da nicht direkt entmutigen lässt, wenn da Sachen nicht klappen. Also auch so ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen und Konfliktbereitschaft, sag ich mal.

Lena: Obwohl ich es mir echt irgendwie, ich weiß nicht, schön, sag ich mal, vorstelle, dass man eben nicht die ganze Zeit nur in Hörsälen verbringt oder in Seminarräumen oder einfach drinnen verbringt, sondern auch wirklich rausgehen kann. Und Gerald hat uns davon auch schon erzählt, dass da ein großer Part auch ist, dass ihr wirklich rausgeht, in Kleingruppen rausgeht und euch aktiv mit der Natur beschäftigt. Und das finde ich wirklich schon was Besonderes. Das hat man jetzt ja nicht überall.

Toni: Genau so ein Alleinstellungsmerkmal für den ganzen Studiengang, finde ich. Das hört man ja wirklich einfach nicht alltäglich in seinem Studium, dass man auf einmal draußen ist und im Moor steht und Proben nimmt oder sonst was.

Taline: Ja, das ist auf jeden Fall im Bachelor noch ausgeprägter als im Master. Das würde ich mir tatsächlich auch wünschen, dass es zum Master noch ein bisschen mehr gemacht wird. Aber das stimmt natürlich. Und da geht es auch nicht nur um das draußen sein, sondern auch darum Sachen im Labor sich noch mal angucken unter dem Mikroskop. Also man kommt da schon auch mal weg vom Schreibtisch oder aus dem Hörsaal. Das finde ich schon sehr schön.

Lena: Und weißt du denn schon, was du nach deinem Master machen willst? Ganz gemeine Frage.

Taline: Ja, also gerade mache ich ja diese Masterarbeit in Richtung Moorschutz. Deswegen würde ich mich da dann auch nach Jobs umgucken. Da gibt es ja verschiedene Möglichkeiten in Stiftungen oder Renaturierungsprojekten. Und ich hoffe, dass ich da ein cooles Projekt finde, wo vielleicht auch andere junge Menschen mitarbeiten, die eben gemeinsam auch irgendwie auf das Ziel hinarbeiten, möglichst viele Moore in Deutschland und der ganzen Welt wieder zu vernässen, um eben die Klimaschutzziele einzuhalten.

Lena: Ja, klingt super. Und du hast auch schon einen guten Übergang auf jeden Fall für uns gegeben. Ich weiß nämlich noch, als ich studiert habe und so mein Studium sich dem Ende zuneigte, haben auf einmal alle angefangen zu fragen: Ja, was willst du denn mal machen nach deinem Studium und was willst du denn mal werden? Und das war für mich immer ein bisschen knifflig. Und nun ist es ja aber so, dass bei dem Gebiet Moorforschung interdisziplinär ausgebildete Moor-Expert:innen heute und in Zukunft an ganz vielen Stellen gesucht werden. Zum Beispiel in einem Programm hier in MV. Da werden insgesamt 60 Absolvent:innen von 2024 bis 2026 gesucht und eingestellt. Gerald, du kennst ja das Projekt, hast du uns schon erzählt. Was ist das für ein Projekt und wie kann ich mir die Arbeit dabei so vorstellen?

Gerald: Also das Projekt geht zurück auf ein Programm oder ein Forschungsprojekt, was jetzt gerade stattfindet. Das heißt MoKKA, also eine Abkürzung natürlich, wir haben immer schöne Abkürzungen. Und da geht es um den Kapazitätsaufbau im Moor-Klimaschutz sozusagen. Aber auch die Analyse. Und in der Analyse stellt man fest, dass wir massive Kapazitäts-Lücken haben. Das ist ja in anderen Bereichen jetzt gerade auch so. Aber gerade hier ist es auch extrem so, dass man schaut, was haben wir vor an Wiedervernässung, an Veränderungen in der Landschaft und so. Wie muss man das umsetzen? Planer, Hydrologen, quasi Leute, die so biotische Gutachten machen und so weiter. Und dann sieht man so: Oh, da fehlen aber sehr viele Leute. Und aus dieser Analyse, wo auch die Kolleginnen und Kollegen in die Einrichtungen, in die Unis und Hochschulen und so auch in die Fachschulen gegangen sind: Guckt mal, was habt ihr für Lehrinhalte, die moorrelevant sind? Also wo was in dieser Richtung vermittelt wird. Und dann haben wir auch zusammengesessen und diskutiert und dann kommt halt raus: Ja, hier gibt es schon einiges an Inhalten, aber es gibt eine große Ausbildungslücke. Und da ist die Idee entstanden, von der Landeslehrstätte und der Ostsee-Stiftung, hier wie so ein Weiterbildungsprogramm. Es spricht also nicht unbedingt explizit Studierende hier an, sondern Leute, die was anderes studiert haben, zum Beispiel, die noch gar nicht so weit waren und gesagt haben: Ach, ich mache Landwirtschaft in Neubrandenburg oder so, oder Umweltingenieurwissenschaften in Rostock und dann aber jetzt sozusagen in relativ kurzem Track, also ein Jahr Ausbildungsphase mit relativ intensiver Ausbildung, dabei schon tätig in Entsendundsstellen, also wo man dann schon seine zukünftige Beschäftigung hat, bei Wasse-r und Bodenverbänden, bei Stiftungen, beim Land und so weiter. Und dann aber interessanterweise sozusagen jedes Jahr eine Kohorte mit 20 Leuten, also auch wieder nicht zu viel auf einmal. Und die dann dann so nacheinander gehen die in die Kohorten rein, also 24, 25, 26. Aber das Interessante ist, dass man auch danach in Kontakt bleibt über die Kohorten hinweg. Also immer wieder so Ausbildungssachen hat, wo man sich aus den eigenen Fachgebieten, wo man jetzt gerade tätig geworden ist, dann wieder zusammenfindet, austauscht. Und interessanterweise ist auch so, dass die Vorstellung und die Idee, dass die Leute dann diese Einsatzstellen wechseln. Das heißt, man ist nicht nur bei einer Sache, sondern man lernt wirklich ein breites Portfolio, weil diese Moor-Wiedervernässungsgeschichte und Moorkunde ist halt breit und wir hoffen damit wirklich in dann relativ kurzer Zeit, dass wir sozusagen diese fehlende Moor-Expertise zumindest zu einem Teil, das wird es lange nicht erschlagen. Also es ist nicht der komplette Bedarf, wir haben mehr Bedarf. Aber dass man das wirklich voranbringt und diese Leute dann auch so als Multiplikator:innen funktionieren können, dass diese Kenntnisse auch in die Fläche tragen, das ist unsere Hoffnung. Und der Plan ist tatsächlich schon bald mit diesem Programm zu beginnen. Die erste Kohorte soll quasi zum April 2024 beginnen. Das heißt, das ist auf jeden Fall etwas Spannendes für Leute, die da gerne in den Moor-Bereich starten wollen, mit einem Ansatz, den es eigentlich so noch nicht gab.

Lena: Ja, das klingt auch total abwechslungsreich. Vor allem dieses Rotationsprinzip. Es ist ja wie so eine Art Mini-Jobwechsel dann jedes Mal. Also angenommen, ich mache jetzt meinen Bachelorabschluss, kann ich dann auch da trotzdem einsteigen? Also es kann ja sein, ich mache meinen Bachelorabschluss in Landschaftsökologie und Naturschutz. Kann ich dann dort auch noch einsteigen und mich quasi dort auch weiterbilden, so in dem Programm?

Gerald: Ja, das geht auch. Also es spricht ja eben Leute an, die zum Beispiel auch was ich Landwirtschaft gemacht habe oder Forstwirtschaft und so. Ich weiß nicht, wenn man dann den Master zum Beispiel Landschaftsökologie dann in Greifswald gemacht hat, dann weiß man vieles schon von dem, was da vermittelt wird. Deswegen sind wir auch dabei. Also wir sind sozusagen einer der Partner:innen, die das vorantreiben und wir werden quasi das Curriculum, was die vermittelt bekommen, maßgeblich mitentwickeln. Also wir haben natürlich eine Grundvorstellung jetzt schon, was da alles rein soll. Es gibt da auch einiges an Überlappung mit dem, was im Studium sozusagen vermittelt wird. Aber wir müssen das alles anfassen, weil wir natürlich das nicht jetzt so komplett wie semesterbegleitend einfach machen können. Also muss man sehr viel in Blockform machen, sich überlegen, wie man das sozusagen auch, sag ich mal, hybrid macht, sodass die angehenden Spezialist:innen sozusagen auch die Gelegenheit haben, was sie über Online-Materialien und so Dinge sich zu erarbeiten, die wir dann, wenn es sozusagen Präsenz gibt, dann gemeinsam besprechen und vertiefen. Und deswegen werden wir, also unser Part darin wird sein, das Curriculum zu entwickeln, zu begleiten, auch Lehrinhalte zu vermitteln und das auch so ein bisschen … Wir wollen quasi auch über die Zeit noch besser werden.

Toni: Aber eine viel bessere Grundlage, als wenn man das schon so hybrid aufbaut, finde ich vor allem für die Studenten, gibt es eigentlich gar nicht. Das mag ich selbst auch total gerne.

Lena: Ja, klingt super auf jeden Fall.

Gerald: Das ist das, was wir uns vorgenommen haben. Wir haben gute Vorstellungen, wie wir es machen wollen. Und ich freue mich schon sehr auf dieses Programm, weil das natürlich auch dazu führen wird, dass wir tatsächlich noch stärker in die Fläche auch vernetzt sind mit den Akteur:innen. Das ist jetzt schon oft so, es ist ja so, dass das viele Leute sind, die in Greifswald studiert haben, die jetzt in diesen entsprechenden Sachen tätig sind oder in Rostock studiert haben, wo ich jetzt sozusagen vorher tätig war. Und deswegen trifft man immer wieder Leute so: Ach Mensch, damals bei uns studiert und so. Und das ist natürlich gut, weil man dann auch sozusagen die Kontakte halten kann und da auch, was weiß ich, wenn das Wissen sich doch erneuert, was wir ja hoffen, wenn wir an der Universität tätig sind, das dann auch schnell in die Praxis bringt, sozusagen.

Lena: Ja, das sind doch sehr gute Aussichten. Und das war dann schon das Interview, würde ich sagen. Toni, hast du noch eine Frage?

Toni: Zum Abschluss, wie immer unsere Frage und diesmal an euch beide. Was sind eure Top drei Gründe für ein Studium in Mecklenburg-Vorpommern?

Lena: Für dich? Aus Sicht eines Professors.

Toni: Genau, aus Sicht eines Professoren.

Gerald: Zwei inhaltliche und eins Leben. Also die beiden inhaltlichen sind, dass wir auf der einen Seite relativ kleine Studiengänge haben, gerade in diesen Spezialstudiengängen, wie Landschaftsökologie, Naturschutz und Landscape Ecology and Nature Conservation sind. Gutes Betreuungsverhältnis ist viel draußen, viel Praktika, tolle Betreuung. Das ist auf jeden Fall ein Plus. Das gleiche gilt aber auch für die Gesamt-Universität, dass also da viel Zugang ist und dass alles relativ einfach erreichbar ist und dass man sich nicht verläuft. Das ist also auf jeden Fall, was hier eine total wichtige Rolle spielt. Oft gibt es auch ganz viele tolle Nebenangebote für ein Studium general, was man noch machen kann. Das sind alles inhaltliche Gründe, die da versprechen. Aber es gibt natürlich auch einen Landschafts-und Natur-oder Umfeldgrund. Die beiden Universitäten sind am Meer. Und das ist schön da. Gerade dann, wenn die Ostsee am schönsten ist, ist man auch immer da. Im Herbst zum Beispiel oder im Frühjahr. Und das ist natürlich etwas, was auch für den Ausgleich im Leben sehr viel sorgen kann. Also das sind alles gute Gründe, in Mecklenburg-Vorpommern zu studieren. Wenn man schnell zum Ausgleich mal raus will, findet man schnell irgendwo Flächen, wo man toll wandern kann oder Kanu fahren oder eben segeln oder surfen, was man eben möchte.

Lena: Okay, Taline, was sagst du denn dazu?

Taline: Ja, da würde ich als erstes an das anknüpfen, was ich auch eingangs schon gesagt habe. Die Stadt ist einfach relativ klein und übersichtlich und das macht es einem einfach auch so ein Netzwerk an Freundinnen und Freunden, Bekanntschaften aufzubauen, dass man sich einfach so eine kleine Wohlfühl-Blase zusammenbaut. Das ist für mich auf jeden Fall ein Grund. Dann natürlich die Nähe zum Meer. Das ist auch so ein Klassiker, was viele sagen, die in Greifswald studieren. Aber es ist einfach wunderschön irgendwie abends nach einem Tag in der Bib oder im Hörsaal noch mal sich an den Strand zu setzen und aufs Meer zu gucken, auch wenn es nur der Bodden ist. Und dann würde ich auch noch sagen, die Nähe auch einfach zu anderen schönen Orten, zum Beispiel Rügen, Usedom, Hiddensee, die Müritz, das ist alles eben nicht weit entfernt. Und da kann man dann wunderbar für einen oder zwei Tage auch noch hinfahren, sodass man gar nicht so weit wegfahren muss, um einen schönen Urlaub zu machen.

Lena: Ja, super. Alles gute Gründe. Das stimmt.

Toni: Ich glaube genau, das können wir eins zu eins unterschreiben wieder.

Lena: Das war dann unser Interview mit euch. Vielen lieben Dank, dass ihr hier wart und euch Zeit genommen habt und uns so viele Einblicke in das Thema Moor, Moorforschung und Studieren an der Uni Greifswald gegeben habt.

Gerald: Sehr gerne. Alles klar. 

Taline: Ja, hat mir auch Spaß gemacht. 

Gerald: Bis zum nächsten Mal. 

Toni: So ist es!

Lena: Ciao.

Taline: Tschüss!

Lena: So - ihr kennt es schon. Nach dem Interview fassen wir für euch nochmal unsere Main-Taken-Aways zusammen. Also die wichtigsten Punkte aus dem Gespräch. Erstens: An der Uni Greifswald kann man den Bachelorstudiengang Landschaftsökologie und Naturschutz belegen. Der ist, wie Taline uns erzählt hat, sehr praxisorientiert und was ich besonders spannend finde, man ist nicht nur in der Uni unterwegs, sondern auch draußen in der Natur und im Labor. Dann gibt es an der Uni auch den passenden Master, der heißt Landscape Ecology and Nature Conservation und der ist sehr international. Man studiert dort gemeinsam mit Menschen aus der ganzen Welt, kann sich zusammen austauschen und lernt gemeinsam. Zweitens das MV-Netzwerk, das kennt ihr schon. Paul hat uns schon in Folge fünf davon berichtet und Taline und Gerald haben jetzt darüber auch im Zusammenhang mit dem Thema Moorforschung gesprochen. Durch die kleinen Studiengruppen und gute Vernetzung auch nach dem Studium kennt man sich hier im Bundesland einfach und trifft sich immer mal wieder, zum Beispiel auch im späteren Job. Ach ja, das gehört für mich auch noch zum Take-Away zwei: Die Jobaussichten für Moor-Experten und Moor-Expertinnen hier in MV sind echt super.

Toni: Nummer drei: Moorschutz ist wirklich für jeden wichtig. Vor allem in MV, denn ein Drittel der Emissionen des Landes kommt von unseren Mooren. Und gleich dazu möchte ich mich auch noch berichtigen. Gerald hat nämlich erzählt, dass es 13% der Landesfläche sind, die Moore ausmachen. Nicht zwölf, wie ich am Anfang meinte. Kleiner Fehler, trotzdem wichtig. So, und damit sind wir auch schon am Ende der sechsten Folge und verabschieden uns von euch. Wie immer, schreibt uns auch gerne auf unseren Socials. Wir freuen uns immer über euer Feedback und eure Gedanken zum Thema Studieren in Mecklenburg-Vorpommern. Wir hören uns in der nächsten Folge.

Lena: Bis zum nächsten Mal. 

Toni: Tschüss!

 

Der Podcast “Campus Insights MV” ist Teil des Projekts "Studieren mit Meerwert".
Eine Kampagne des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Produziert im Auftrag des Landesmarketings MV.

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